SPD-Kanzlerkandidatur Steht die Entscheidung kurz bevor?
Seit Tagen wird in der SPD über den richtigen Kanzlerkandidaten diskutiert. Doch jede weitere Debatte scheint der Partei nur mehr zu schaden. Fällt schon bald die Entscheidung?
Nachdem Olaf Scholz eben noch auf der großen politischen Weltbühne stand, gab es zuletzt keine öffentlichen Termine mehr mit ihm. Dafür führt er Gespräche hinter den Kulissen mit seiner eigenen Partei. In der SPD-Spitze weiß man, dass der ganze Prozess gerade nicht gut läuft - dass jeder Tag, der mit Personaldiskussionen vergeht, die SPD eher schwächt als stärkt.
"Aber wann wir Entscheidungen treffen und wie, das entscheiden wir in der Spitze und das lassen wir uns auch nicht von der Öffentlichkeit aufdrücken. Wir haben einen Plan, wie wir diesen Wahlkampf bestreiten wollen und gehen die ersten Schritte jetzt", sagt der Parteivorsitzende Lars Klingbeil mit dem Versuch, entschlossen zu wirken.
Kein Naturgesetz
Aber es vergeht kein Tag, an dem sich niemand aus der SPD meldet und Medien das aufgreifen. Da ist zum Beispiel Juso-Chef Philipp Türmer - der sagt, es sei kein Naturgesetz, dass der Kanzler auch der Kanzlerkandidat werde. Es sei durchaus möglich, auch mit einem anderen Kandidaten ins Rennen zu gehen.
Anders äußerte sich Karl Lauterbach, der Gesundheitsminister im Kabinett Scholz. "Für mich ist Olaf Scholz der klassische Kandidat. Er ist der Bundeskanzler. Er hat eine gute Arbeit gemacht. Ein sehr guter Wahlkämpfer", sagt er. "Damit sind wir mit einem Kanzlerkandidaten unterwegs und das muss auch schnell bestätigt werden."
Vielleicht ist das gerade die einzige Sache, auf die sich die allermeisten Sozialdemokraten einigen können: Eine Entscheidung muss schnell fallen.
Kritik an der Parteispitze
Der SPD-Abgeordnete Ralf Stegner kritisiert die Parteispitze deutlich. Er sei erstaunt darüber, warum die Aufbruchstimmung nach dem Lindner-Rauswurf nicht genutzt worden sei, sagte er dem Spiegel. Das, was die SPD-Spitze gerade mache, sei alles andere als Führung, ergänzte er.
Wahrscheinlich wäre allen lieber, dass gerade mehr über die Eignung von CDU-Chef Friedrich Merz diskutiert wird, statt über das eigene Spitzenpersonal.
Der Kanzler aus Rio
Und der Kanzler? Der mischt sich öffentlich gerade nicht ein. Zuletzt hatte sich Scholz aus dem Ausland gemeldet. Aus dem zwölften Stock eines Hotels in Rio de Janeiro, im Interview mit der ARD.
"Die SPD und ich wollen gemeinsam gewinnen und wir haben ja auch schon gezeigt, dass wir das können", sagte er. "Auch aus einer Lage, in der die Umfragen das nicht hergeben."
Vielleicht ist die Öffentlichkeit morgen schlauer. Denn morgen tritt Scholz wieder auf. Und zwar bei einem Treffen von Kommunalpolitikern.
Ein Termin, der normalerweise nicht die große Aufmerksamkeit bekäme. Aber die Zeiten sind eben nicht normal, und deswegen reicht allein die Ankündigung dort zu sprechen, um die Gerüchteküche in Gang zu setzen.
Was wird er dort sagen? Fällt die Entscheidung in den kommenden Stunden? Morgen weiß Deutschland vielleicht schon mehr.