Menschen mit Risikofaktoren Lauterbach ruft zu Corona-Impfungen auf
Wer zu einer Risikogruppe gehört, soll sich noch vor Weihnachten gegen Corona impfen lassen: Gesundheitsminister Lauterbach zeigt sich enttäuscht über die bisherigen Zahlen. Für die Long-Covid-Forschung plant er mit 150 Millionen Euro.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat Menschen mit Risikofaktoren angesichts höherer Corona-Infektionszahlen zu Impfungen aufgerufen. Die Infektion sei keine Erkältungserkrankung, sagte der SPD-Politiker.
Wenn man sich jetzt impfen lasse, sei dies "der optimale Zeitpunkt" für eine volle Wirkung bis zum Weihnachtsfest, erläuterte er mit Blick auf Ältere ab 60 Jahren und chronisch Kranke. Es sei sehr enttäuschend, dass bisher nur drei Millionen Menschen Impfungen mit neuen Präparaten genutzt hätten, die an aktuelle Corona-Varianten angepasst sind.
Lauterbach machte deutlich, dass sich aus Berechnungen auf der Basis verfügbarer Daten eine Infektionswelle erkennen lässt. Diese dürfte einer Inzidenz von 1.700 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen entsprechen, sagte er nach einem Runden Tisch zu länger anhaltenden Beeinträchtigungen nach Corona-Infektionen.
Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lars Schaade, erläuterte, dass dieses Niveau angesichts der höheren Grundimmunität durch Impfungen und Infektionen eine andere Bedeutung habe als während der Pandemie.
Förderung für Long-Covid-Forschung
Bei dem Treffen von rund 30 Vertretern aus Wissenschaft, Medizin und Versorgung stand die Versorgung für Long-Covid-Erkrankte und die Forschung im Mittelpunkt. "Das Problem Long Covid ist noch nicht gelöst", sagte Lauterbach. Für diejenigen, die sich neu infizieren, liege das Long-Covid-Risiko bei geschätzt drei Prozent. Das seien Zehntausende Betroffene. Allerdings sinke das Risiko nach einer Impfung.
Lauterbach zufolge sollen zusätzlich insgesamt 150 Millionen Euro in die Long-Covid-Forschung fließen. Es gebe immer mehr Wissen um die Mechanismen im Gehirn. Long Covid könne das Gefäßsystem und auch Gewebe im Gehirn betreffen. Doch nach wie vor gebe es keine Heilung. Zu den vielen Symptomen von Long Covid zählen unter anderem Erschöpfung, Gedächtnisprobleme und Organschäden.
Carmen Scheibenbogen, Leiterin der Immundefekt-Ambulanz an der Berliner Charité, sagte, viele Betroffene seien nicht gut versorgt. Nötig seien ein "Netzwerk von Spezialambulanzen" und auch Rehakliniken. Zwar seien Post-Covid-Ambulanzen entstanden, die Wartezeiten lägen aber oftmals bei einem halben Jahr. Als weiteren Schwerpunkt nannte sie den Einsatz von bisher nicht für die Behandlung von Long Covid zugelassenen Medikamenten. Dieser sogenannte Off-Label-Use werde geprüft.
RKI sieht keinen Hinweis auf Grippewelle
Nach Angaben von RKI-Präsident Schaade ist aktuell allgemein eine "sehr hohe Aktivität an Atemwegsinfektionen" zu beobachten. Ursache seien meist Covid-19 oder andere Erreger wie Rhinoviren. Es gebe noch keinen Hinweis auf eine beginnende Grippewelle, es sei aber mit ansteigenden Fallzahlen zu rechnen. Wichtig sei daher weiterhin eine Impfung für Risikogruppen.
Dazu zählt die Ständige Impfkommission (STIKO) Menschen ab 60 Jahre, Personen mit Grunderkrankungen, Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen sowie medizinisches und pflegerisches Personal, die ein erhöhtes Infektionsrisiko haben. Diesen Gruppen rät die STIKO auch zu einer jährlichen Grippeschutzimpfung. Covid-19- und Influenza-Impfung sind Experten zufolge zum gleichen Impftermin möglich.
Der aktualisierte Corona-Impfstoff ist speziell an die Subvariante Omikron XBB.1.5 angepasst. Er unterscheidet sich damit von den Impfstoffen, die zu Beginn der Corona-Impfkampagne eingesetzt wurden. Die STIKO empfiehlt eine jährliche Covid-19-Auffrischimpfung für Menschen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf.