Tabakkonsum in Deutschland Drogenbeauftragter will stärker gegen Rauchen vorgehen
In Großbritannien wird über das Mindestalter für Tabak diskutiert. Auch der Drogenbeauftragte der Bundesregierung sieht beim Rauchen einen "massiven Handlungsbedarf". Man könne sich an anderen Ländern ein Beispiel nehmen.
Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, hat sich für ein deutlich entschiedeneres Vorgehen gegen Tabakkonsum ausgesprochen und von "massivem Handlungsbedarf" gesprochen. "An der Ernsthaftigkeit, mit der das Thema Rauchen in anderen Ländern angegangen wird, können wir uns ein Beispiel nehmen", sagte Blienert der Bild-Zeitung.
Die britische Regierung etwa will den Kauf von Tabak für Menschen, die nach dem 1. Januar 2009 geboren wurden, illegal machen. Dafür soll das Mindestalter, das derzeit bei 18 Jahren liegt, schrittweise erhöht werden. Auf diese Weise würde es de facto jedes Jahr um ein Jahr angehoben, bis langfristig die gesamte Bevölkerung betroffen ist.
Buschmann gegen generelles Rauchverbot
Bundesjustizminister Marco Buschmann sprach sich gegen ein Rauchverbot aus, wie es in Großbritannien diskutiert wird. "Ich glaube, erwachsene Menschen können selber entscheiden, was sie konsumieren wollen und was sie nicht konsumieren wollen", sagte der FDP-Politiker den Sendern RTL und ntv.
Er bleibe auch angesichts der Belastungen für Krankenkassen und Gesellschaft durch Folgeerkrankungen des Rauchens bei seiner Position. Er sei der Meinung, "dass wir den einzelnen Menschen nicht so sehr vergesellschaften dürfen, dass irgendwann jede Alltagsentscheidung vom Staat und von der Politik bestimmt wird."
Blienert dringt auf Werbeverbot
Der Drogenbeauftragte Blienert verwies in der "Bild" auch auf die Vereinbarungen der Ampel-Regierung. "Schritt Nummer eins ist bei uns, jetzt die Vereinbarungen aus dem Koalitionsvertrag umzusetzen und endlich dafür zu sorgen, dass für Zigaretten und Co. nicht mehr geworben werden darf und es auch kein Sponsoring durch die Tabakindustrie mehr gibt."
Jedes Jahr sterben nach Blienerts Angaben 127.000 Menschen infolge des Rauchens. "Das darf so nicht bleiben", sagte er.
Schon länger Kritik an Tabakkontrolle
Im vergangenen Jahr attestierte bereits die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Deutschland schleppende Fortschritte im Kampf gegen den Tabakkonsum.
Man könne "nicht wirklich nachvollziehen", warum die Politik in Deutschland "so lax" in der Umsetzung von Maßnahmen in der Tabakkontrolle sei, sagte damals Rüdiger Krech, WHO-Direktor für Gesundheitsförderung. International hingegen gingen mehr Länder gegen das Rauchen vor.