Gesetz nimmt wichtige Hürde Großbritannien will Zigaretten verbieten
Wer heute unter 16 ist, soll nie legal Zigaretten kaufen dürfen: Das Mindestalter für Tabak soll in Großbritannien künftig jedes Jahr steigen. Vor allem die Regierungspartei diskutiert das sehr kontrovers.
Der britische Premierminister Winston Churchill zeigte sich gerne lässig mit Zigarre. Und für Churchills selbsternannten Enkel im Geiste, Ex-Premierminister Boris Johnson, ist es deshalb totaler Wahnsinn, dass ausgerechnet Churchills konservative Partei Zigarren verbieten will.
Doch das britische Unterhaus hat mit großer Mehrheit in zweiter Lesung für ein Gesetz gestimmt, das künftigen Generationen den Kauf von Tabakprodukten verbieten will. Das Gesetz muss noch mehrere parlamentarische Hürden nehmen, aber eine Verabschiedung scheint wahrscheinlich.
Wer heute 15 oder jünger ist, soll nie legal Zigaretten kaufen dürfen
Nur noch zwölf Prozent der Briten greifen regelmäßig zur Zigarette. Hohe Preise und Rauchverbote in Innenräumen haben den Tabakkonsum immer weiter sinken lassen. Trotzdem gelten die Folgen des Rauchens in Großbritannien als Todesursache Nummer eins und sollen den britischen Gesundheitsdienst und die Wirtschaft jährlich mehr als 20 Milliarden Euro kosten.
Das Mindestalter für den Kauf von Zigaretten liegt bei 18 Jahren, trotzdem qualmen geschätzt 100.000 jüngere Jugendliche regelmäßig. Die konservative Regierung will Zigaretten nun quasi "ausschleichen": Das Gesetz sieht vor, das Mindestalter für den Kauf von Tabak jedes Jahr um ein Jahr zu erhöhen. Wer heute 15 Jahre oder jünger ist, soll nie legal Zigaretten kaufen dürfen.
Der Weg in die Abhängigkeit soll unterbunden werden, erklärte Gesundheitsministerin Victoria Atkins in der Parlamentsdebatte: "Sucht ist keine Freiheit. Nikotin-Abhängigkeit bietet den Betroffenen keine Wahl", sagte sie. Die meisten würden in jungen Jahren anfangen zu rauchen. Und drei Viertel würden rückblickend sagen, sie wünschten, sie hätten nie damit begonnen.
Liz Truss nennt Gesetz "un-konservativ"
Die Labour-Opposition unterstützt das Gesetz. Für die Abstimmung wurde der Fraktionszwang aufgehoben. Und so waren es bei der Debatte im Unterhaus vor allem Kritiker von Premierminister Rishi Sunak aus den eigenen Reihen, die gegen sein Gesetz wetterten.
Kurzzeit-Premierministerin Liz Truss nannte es "un-konservativ": "Das Establishment, das sich heute in diesem Parlament in einem parteiübergreifenden Konsens vereint hat, glaubt, bessere Entscheidungen für die Menschen zu treffen, als die Menschen selbst es können."
Kritiker vor allem aus den eigenen Reihen der Regierungspartei
Am Ende stimmte rund die Hälfte der konservativen Abgeordneten gegen das Gesetz ihres Premierministers, oder enthielt sich. Neben der Gefahr des "Nanny-Staats", der den Menschen immer mehr vorschreiben will, wurde auch davor gewarnt, dass ein Schwarzmarkt entstehe und die Verbote von den Behörden gar nicht durchgesetzt werden könnten.
Menschen sollten stattdessen durch Aufklärung und höhere Preise vom Rauchen abgebracht werden. Der Gesetzentwurf sieht auch vor, E-Zigaretten unattraktiver für Jugendliche zu machen. Man wollte zwar sicherstellen, dass Vaping weiterhin für Menschen verfügbar sei, die mit echten Zigaretten aufhören wollen, weil diese viel gefährlicher seien, sagte der Chefmediziner der Regierung, Chris Whitty, in der BBC. "Aber süße Geschmacksrichtungen oder knallige Verpackungen für Vapes sollen eingeschränkt werden, um sie weniger attraktiv zu machen für Kinder."
In einem anderen Gesetz sollen Einweg-E-Zigaretten grundsätzlich verboten werden. Umfragen zeigen, dass 60 Prozent der Briten die Anti-Raucher-Maßnahmen unterstützen. Aber junge Leute auf der Straße sind skeptisch, ob etwa neutrale Verpackungen etwas bringen. "Vapen ist bei jungen Leuten gerade total in. Jeder macht das", sagen sie - und fragen: "Ist Rauchen für Jugendliche nicht jetzt schon verboten - und es wird trotzdem gequalmt?"