Deutschlandticket Kritik an angekündigter Preiserhöhung
Das Deutschlandticket soll teurer werden - das ruft Kritik von Ampel-Politikern und dem Fahrgastverband hervor. Der hält eine Erhöhung um fünf Euro für ausreichend. Ob es dabei bleibt, entscheidet sich im Herbst.
Das Deutschlandticket für den bundesweiten Nahverkehr wird im nächsten Jahr laut den Verkehrsministern der Länder teurer. Verkehrspolitiker der Ampelkoalition kritisierten die angekündigte Preiserhöhung.
Der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, Stefan Gelbhaar, finde es paradox und merkwürdig, dass die Länder eine Preisanhebung planen, nachdem der Bund den Weg für vereinbarte Finanzmittel freimache. Diese Spielchen müssten beendet werden, sagte Gelbhaar dem ARD-Hauptstadtstudio. Nachdem sich der Bund an seine Zusagen halte, seien höhere Preise vom Tisch. Der SPD-Verkehrsexperte und stellvertretende Fraktionsvorsitzende Detlef Müller schrieb auf der Plattform X: "Jede Woche neue Debatten um den Preis helfen überhaupt nicht." Die Menschen wollten Verlässlichkeit.
Das Bundesverkehrsministerium verwies auf Anfrage darauf, dass die Länder für die Preisgestaltung zuständig seien. Eine Erhöhung könne Bundesverkehrsminister Volker Wissing wohl nicht verhindern.
Özdemir: Preis sollte kein Hindernis sein, ÖPNV zu nutzen
Bundesagrarminister Cem Özdemir sprach sich für eine parteiübergreifende Stärkung der Bahn aus. Es müsse das Ziel für die Bahn sein, dass man überall in Deutschland eine Chance auf verlässlichen, bezahlbaren und sauberen öffentlichen Verkehr habe. Es sei sicher richtig, dass der Preis des Deutschlandtickets kein Hindernis sein sollte, den öffentlichen Verkehr zu nutzen. Zugleich könne es nicht nur um den Preis gehen, sondern es müsse auch um das Angebot gehen.
ProBahn: Hoher Preis könnte Ticket unattraktiv machen
Der Fahrgastverband Pro Bahn warnte davor, den Preis zu stark anzuheben. "Eine Preiserhöhung von fünf Euro oder zehn Prozent sollte ausreichend sein", sagte der Vorsitzende Detlef Neuß der Rheinischen Post.
Ein deutlicherer Preisanstieg würde das Deutschlandticket unattraktiver machen. "Vor allem Neukunden werden darüber nachdenken, ob sie das Ticket dann noch kaufen", sagte Neuß. Mittelfristig hält der Verbandschef einen Anstieg des Preises für das bundesweit im Nah- und Regionalverkehr gültige Ticket von jetzt monatlich 49 Euro auf 59 Euro für denkbar. "Wenn man aber bedenkt, wie viele Milliarden in umweltfeindliche Subventionen gesteckt werden, ist für mich nicht nachvollziehbar, dass Bund und Länder über einen Zuschuss von 1,5 Milliarden Euro jammern", sagte Neuß.
Schienenbeauftragter: Preiserhöhung "angemessen"
Der Beauftragte der Bundesregierung für Schienenverkehr, Michael Theurer, hält die voraussichtliche Preiserhöhung für angemessen. Angesichts der allgemeinen Preissteigerungen und der Tarifabschlüsse mit den Ländern sei es "durchaus vorhersehbar und auch angemessen, dass es zu einer Preisanpassung kommen würde", sagte der FDP-Politiker der Rheinischen Post. Der Schlüssel zur Finanzierung liege in der Zahl der verkauften Abos, betonte er.
Zudem müssten "Effizienzreserven", die durch das Ticket etwa in den Vertriebsstrukturen und bei der Zahl der Verkehrsverbünde freigesetzt wurden, "auch tatsächlich genutzt werden", so Theurer. Entscheidend für den Erfolg des Deutschlandtickets sei, "dass sich alle Beteiligten langfristig dazu bekennen".
Neuer Preis soll im Herbst beschlossen werden
Die Verkehrsminister der Länder sind sich einig, dass das Deutschlandticket - aktuell im Abo für 49 Euro pro Monat zu haben - ab dem kommenden Jahr teurer werden wird. Wie viel das Ticket für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) dann kosten soll, ist noch nicht absehbar.
Beschlüsse zum neuen Preis wollten die Länder im Oktober treffen. Mehr Klarheit darüber soll es nach der kommenden Verkehrsministerkonferenz im Herbst geben, "wenn uns alle Zahlen, Daten und Fakten und insbesondere auch die politischen Entscheidungen des Bundes, die jetzt noch anstehen, zugrunde liegen", sagte NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer. "Wir wollen natürlich als Verkehrsministerinnen und Verkehrsminister der Länder, die Attraktivität des Tickets erhalten. Wir werden alles dafür tun, dass diese Erhöhung so moderat wie möglich ausfällt."
Die Erhöhung sei selbst dann erforderlich, wenn alle geplanten Mittel des Bundes und der Länger wie geplant flössen, heißt es im Beschluss der Ministerinnen und Minister. Die nötige Erhöhung liege auch daran, dass der Bund die Mittel um 350 Millionen Euro kürze. Zudem wolle er Vergünstigungen wie bei Schülertickets untersagen.
Mit Informationen von Jan Zimmermann, ARD Berlin