Probleme bei der Finanzierung Pro Bahn warnt vor "Tod des Deutschlandtickets"
Der Fahrgastverband Pro Bahn befürchtet ein Ende des 49-Euro-Tickets, sollten nach dem Landkreis Stendal weitere Kommunen aus dem Angebot aussteigen. Der Finanzstreit um das Ticket ist weiterhin ungelöst.
Nach dem beschlossenen Ausstieg des ersten Landkreises aus dem 49-Euro-Ticket zum Jahreswechsel warnt der Fahrgastverband Pro Bahn vor den Folgen. Sollten weitere Kommunen so reagierten, wäre das der "Tod des Deutschlandtickets", sagte Detlef Neuß, Bundesvorsitzender von Pro Bahn, im MDR-Fernsehen. Sollte es nicht mehr in ganz Deutschland gelten, gehe die einfache Handhabung verloren, die es auszeichne.
Der Kreistag des Landkreises Stendal in Sachsen-Anhalt hatte in der vergangenen Woche einen Beschluss zur Anerkennung des Deutschlandtickets im Kreis nicht genehmigt. Damit gilt das Ticket in den Bussen dort ab dem 1. Januar nicht mehr. Fahrgäste mit 49-Euro-Ticket müssen in Zukunft eine zusätzliche Fahrkarte kaufen. Auch weitere Kreise in Sachsen-Anhalt sehen derzeit Probleme bei der Weiterführung des Tickets.
Weitere Landkreise sehen Probleme
Die Finanzierung des 49-Euro-Ticket ist weiterhin ungeklärt. Seit Monaten streiten Bund und Länder darüber, Beratungen der Verkehrsminister brachten bislang keine Einigung. Beide Seiten steuern bislang 1,5 Milliarden Euro jährlich bei. Reicht das Geld nicht, teilen sich Bund und Länder die Mehrkosten bisher. Weitere Finanzzusagen ab 2024 lehnt der Bund ab - die Länder seien zuständig für den Regionalverkehr.
Auf den Beschluss in Stendal hat das FDP-geführte Bundesverkehrsministerium laut dem Berliner "Tagesspiegel" mit Unverständnis reagiert. Dagegen hält der Deutsche Landkreistag die Entscheidung für konsequent. Präsident Reinhard Sager erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa, wenn die Finanzierungslasten weiter auf die Kommunen abgewälzt würden, müssten sie das Ticket entweder einstellen oder das Angebot reduzieren.
Verkehrsverbünde erhöhen 2024 die Preise
Die Verkehrsunternehmen erwarten, dass im kommenden Jahr deutliche Mehrkosten entstehen werden. Ihnen brechen Einnahmen weg, weil zum Beispiel Abonnenten auf das günstigere Deutschlandticket umgestiegen sind. Daher erhöhen mehrere vor allem große Verkehrsverbünde zum 1. Januar die Fahrpreise - das ergab eine dpa-Umfrage unter rund einem Dutzend Verkehrsverbünden.
Dazu gehören unter anderem der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB), der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und der Münchner Verkehrsverbund (MVV). Andere Verbünde haben in diesem Jahr bereits die Preise erhöht, wieder andere wollen im Frühjahr darüber entscheiden.
Mehr Fahrgäste dank Deutschlandticket
Auch dank des Deutschlandtickets nutzen mehr Menschen in Deutschland inzwischen Busse und Bahnen. Im ersten Halbjahr 2023 ist das Fahrgastaufkommen um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen. Damit nutzten in den ersten sechs Monaten rund 5,3 Milliarden Fahrgäste den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), wie das Statistische Bundesamt mitteilte.
Bei Eisenbahnen (einschließlich S-Bahnen) gab es dabei ein Plus von 14 Prozent auf mehr als 1,2 Milliarden Fahrgäste. Auch die Straßenbahnen verzeichneten einen Anstieg um 14 Prozent auf 1,8 Milliarden. Der Nahverkehr mit Bussen zog um sieben Prozent auf fast 2,5 Milliarden Fahrgäste an.