Überschwemmungen in Süddeutschland Wasserstände sinken teils, Lage bleibt angespannt
In einigen Hochwassergebieten in Süddeutschland entschärft sich die Lage. In Teilen Bayerns entlang der Donau sind die Pegelstände weiterhin hoch. Normalität herrscht noch lange nicht, auch wenn das Wasser teils langsam abfließt.
Im Kampf gegen das Hochwasser in Süddeutschland wurden in der Nacht wieder Deiche überwacht. Nennenswerte Schäden oder Durchbrüche wurden dabei aber nicht entdeckt. Dennoch bleibt die Lage vor allem im Osten Bayerns kritisch, auch wenn an der stark betroffenen unteren Donau der Wasserstand an bestimmten Stellen langsam zu sinken beginnt.
Die Wasserstände an den Pegeln in Passau und Regensburg lagen am frühen Morgen laut Hochwassernachrichtendienst (HND) weiter bei der höchsten Meldestufe vier. Auch wenn sich die Lage vielerorts langsam zu entschärfen scheint, ist aufgrund mehrerer Vermisstenfälle zu befürchten, dass neben den fünf bestätigten Hochwasseropfern noch weitere Tote hinzukommen könnten.
Lage in Regensburg weiter angespannt
Im bayerischen Regensburg in der Oberpfalz waren am Dienstagabend Häuser entlang einer Straße an der Donau evakuiert worden, weil bei aufgeweichtem Untergrund die Schutzwände abzurutschen drohten. Durch den hohen Grundwasserstand seien die Böden der Donauinseln nass und schwammig "wie ein Wackelpudding", sagte Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD). Die Lage blieb laut einer Sprecherin der Stadt bis zum frühen Morgen angespannt. Für Regensburg meldete der HND am Morgen weiter einen Pegelstand von über sechs Metern - normal sind etwa drei Meter.
Wegen des instabilen Bodens lassen Hilfskräfte nun kontrolliert Wasser auf der trockenen Seite der Hochwasserelemente ein. Aus Sorge, dass der Untergrund und damit die Schutzelemente plötzlich versagen könnten, lasse man einen gewissen Zufluss zu und schalte die Pumpen ab. Die Hoffnung sei mehr Stabilität für den Untergrund und damit auch für die Schutzwände. "Wir haben Stellen beobachtet, die sich bewegen. Man schwimmt mit dem Asphalt auf dem Boden", sagte der Leiter des städtischen Tiefbauamts, Michael Köstlinger, dem BR.
Pegelstände in Passau fallen langsam
Flussabwärts in Passau, wo Donau, Inn und Ilz zusammenfließen, wurde ebenfalls der Katastrophenfall ausgerufen. Mehrere Straßen und Plätze in der Stadt sind wegen des Hochwassers gesperrt. Bis zum frühen Morgen wurden an den Deichen keine Schäden oder Durchbrüche gefunden, wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Niederbayern sagte. Perspektivisch sei dies weiter aber nicht auszuschließen.
Laut der Stadtverwaltung in Passau ist der Scheitel der Flüsse Donau und Inn erreicht - die Wasserstände fallen leicht. Der Wasserstand der Donau lag am Dienstagabend nach Angaben des HND bei etwa 9,70 Metern. Normal sind hier Wasserstände von an die sechs Meter. Der Pegelstand am Inn ging von gut sieben Metern auf knapp 6,70 Meter zurück. Es werde davon ausgegangen, dass die Pegelstände in den nächsten Stunden weiter sinken, teilte die Stadtverwaltung mit. Allerdings werde der Donaupegel langsamer fallen.
Zahlreiche Straßen und Plätze in Passau sind wegen des Hochwassers bereits gesperrt. Der Schulunterricht fällt aus. Außerdem ist der öffentliche Nahverkehr beeinträchtigt. Verbindungen in die Altstadt wurden komplett eingestellt. Betroffen ist den Angaben zufolge vor allem die Alt- und Innenstadt.
Weniger Regen, aber keine Entwarnung
Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) sind zwar in Bayern für heute und morgen weitere Schauer und Gewitter zu erwarten - Starkregen sei aber nur am östlichen Alpenrand wahrscheinlich. Das Landratsamt Donau-Ries warnte, trotz teils sinkender Pegelstände in den Flüssen könne das Wasser auf freier Flur weiter steigen.
Auch in Baden-Württemberg sind laut DWD morgen einzelne Schauer oder Gewitter möglich - heute soll es weitestgehend trocken bleiben. Dort sind, wie in den Hochwassergebieten im westlichen Bayern, Aufräumaktionen angelaufen. Auch wenn sich die Lage dort langsam entspannt: "Von Normalität sind wir aber noch weit entfernt", sagte etwa eine Stadtsprecherin der betroffenen Gemeinde Ebersbach an der Fils.
Fäkalien, Öl oder Medikamentenrückstände
Vielerorts waren wie auch in Bayern Anwohner gemeinsam mit Einsatzkräften und Ehrenamtlichen damit beschäftigt, Straßen freizuräumen, weitere Keller leerzupumpen und angespülten Unrat zu beseitigen. Teils wurden Container für in der Flut verwüstetes Hab und Gut bereitgestellt.
Im baden-württembergischen Lauffen am Neckar (Kreis Heilbronn) spülte das Wasser verunreinigten Schlamm in die Innenstadt, wie der SWR berichtet. Ein überfluteter Kinderspielplatz musste abgesperrt werden. Im Schlamm befänden sich Fäkalien, Öl oder Medikamentenrückstände, sagte ein Sprecher der Stadt. Auch die Landwirtschaft beklagte viele Schäden, neben der Region Heilbronn auch die Bodenseeregion. Viele Wiesen seien verschlammt, sagte Franz Schönberger vom Bauernverband Allgäu-Oberschwaben laut SWR. Der Ackerbau habe stark gelitten, vor allem Mais. Durch die Wassermassen seien Böden verklebt, dadurch komme keine Luft mehr an die Pflanzen. Verluste gebe es auch beim Futter für Milchvieh.
Suche nach Feuerwehrmann geht weiter
Mindestens fünf Menschen kamen bei dem Hochwasser in Süddeutschland bislang ums Leben. Zudem gibt es laut bayerischem Innenministerium mehrere Vermisste - darunter ein 22 Jahre alter Feuerwehrmann im schwäbischen Offingen. Am Morgen setzte die Polizei die Suche nach ihm fort. Polizeikräfte sollten an Land und mit Drohnen aus der Luft nach dem Vermissten suchen. Noch habe man die Hoffnung, ihn lebend zu finden, sagte der Polizeisprecher. "Die Chancen werden aber von Tag zu Tag ein bisschen weniger."
Der junge Mann war in der Nacht zum Sonntag nahe der Grenze zu Baden-Württemberg mit einem Boot der DLRG-Wasserrettung unterwegs gewesen.