Gedenken in Hanau Aufruf zum Kampf gegen Rechtsextremismus
Vor vier Jahren wurden in Hanau zehn Menschen ermordet. Beim heutigen Gedenken an die Opfer rief Innenministerin Faeser zum Kampf gegen Rechtsextremismus auf. Auch Kanzler Scholz und Justizminister Buschmann äußerten sich ähnlich.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat am vierten Jahrestag des rassistischen Anschlags in Hanau zu einem entschlossenen Kampf gegen Rechtsextremismus aufgerufen. Da es wieder Fantasien von Rechtsextremisten gebe, Menschen allein wegen ihrer Herkunft aus Deutschland wegbringen zu wollen, sei es umso wichtiger, sich dem entgegenzusetzen, sagte Faeser. Stattdessen müsse man sich vor die Angehörigen der Opfer zu stellen und ihnen sagen: "Wir stehen an eurer Seite."
Stilles Gedenken auf Friedhof
Niemand solle sich in Deutschland so fühlen müssen, "dass er darüber nachdenkt, dieses Land zu verlassen", sagte sie nach dem Ende der offiziellen Gedenkveranstaltung für die Opfer des Anschlags. "Wir als Staat sind der Garant dafür, dass alle Menschen geschützt werden, egal wo sie herkommen."
Faeser hatte zuvor gemeinsam mit Vertretern der hessischen Landesregierung und der Stadt Hanau auf dem Hauptfriedhof bei einem stillen Gedenken die Opfer mit Kränzen geehrt. Dabei war nach Angaben der Stadt "auf ausdrücklichen Wunsch der Opferangehörigen" auf politische Reden verzichtet worden.
Vor Beginn der offiziellen Veranstaltung betete ein Imam an den Gräbern für die Toten. Dort hatten sich auch Angehörige und Freunde der Opfer versammelt. Am Abend sind an den beiden Tatorten, die in der Innenstadt und im Stadtteil Kesselstadt liegen, Mahnwachen geplant.
Scholz und Buschmann warnen vor Rassismus
Auch Bundeskanzler Scholz erinnerte in einer Botschaft im Kurznachrichtendienst X an die Opfer. Zugleich warnte er vor einem erstarkenden Extremismus: "Rechtsextreme greifen unsere Demokratie an. Sie wollen Bürgerinnen und Bürger ausgrenzen, sogar vertreiben. Das werden wir nie zulassen!", schrieb Scholz weiter.
Justizminister Marco Buschmann schrieb ebenfalls bei X: "Rassismus ist ein Gift, das sich in unserer Gesellschaft niemals ausbreiten darf. Wir alle sind gefragt, uns Menschenfeindlichkeit entgegenzustellen." Hessens Ministerpräsident Boris Rhein nannte den Anschlag ein "grausames Ereignis", das "nie in Vergessenheit geraten" werde - "weder für die Angehörigen noch für uns als Gesellschaft".
Große Veranstaltung bereits am Samstag
Bereits am Samstag hatten Tausende Menschen in Hanau an die Opfer erinnert. Nach Angaben der Polizei gingen rund 5000 Demonstranten auf die Straße. Viele Teilnehmer hatten Schilder mit den Fotos und Namen der Getöteten dabei. Nach einem Protestmarsch durch Hanau fand am Nachmittag eine Kundgebung auf dem Marktplatz statt.
In Hanau hatte am 19. Februar 2020 ein 43-Jähriger neun Menschen aus rassistischen Motiven erschossen. Danach tötete er seine Mutter und sich selbst.