Corona-Pandemie Kassenärzte-Chef kritisiert Umgang mit Ungeimpften
Wer sich während der Corona-Pandemie nicht impfen lassen wollte, galt schnell als unsolidarisch. Der Chef der Kassenärzte, Gassen, kritisiert das jetzt als unverhältnismäßig. Auch Ex-Minister Spahn äußerte sich erneut.
Diejenigen, die sich nicht gegen Corona haben impfen lassen, sind aus Sicht des Kassenärzte-Chefs Andreas Gassen zu sehr stigmatisiert worden. Das Thema Impfen sei teilweise überhöht worden, sagt der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung der Neuen Osnabrücker Zeitung.
Er betont, Impfen gegen Corona war für Risikogruppen wie alte Menschen und Vorerkrankte enorm wichtig und sinnvoll. Aber die Aussage, wer nicht geimpft ist, trägt Schuld an Ansteckung und Todesfällen, hält er für nicht gedeckt.
Keine "Pandemie der Ungeimpften"
Der damalige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte während Corona unter anderem von einer "Pandemie der Ungeimpften" gesprochen und dafür vor kurzem erneut Kritik geerntet.
Im ARD-Interview der Woche bekräftigt der CDU-Politiker, er habe damit gemeint, dass vor allem Ungeimpfte schwer erkrankten und auf den Intensivstationen gelegen hätten. Ziel sei es gewesen, das Gesundheitswesen nicht zu überlasten. Im Rückblick würde Spahn aber vielleicht manches anders formulieren, räumt er ein.
Pandemie-Aufarbeitung auf der Kippe
Spahn ist für eine Aufarbeitung der Corona-Pandemie in einer Enquetekommission des Bundestags. Auch Kassenärzte-Chef Gassen fordert das. Das könne helfen, aufgerissene Wunden zu heilen und Deutschland besser auf eine mögliche nächste Pandemie vorzubereiten. Aber die Aufarbeitung steht auf der Kippe, die Ampel kann sich bisher nicht auf einen gemeinsamen Weg einigen.