Islam in Deutschland Imam-Entsendung aus der Türkei wird beendet
Die Türkei entsendet seit Jahren staatlich angestellte Religionsbeauftragte nach Deutschland. Das soll sich in Zukunft ändern. Die Bundesregierung will mehr Imame im Inland ausbilden. Innenministerin Faeser spricht von einem Meilenstein.
Die Entsendung von staatlich angestellten Imamen aus der Türkei nach Deutschland wird schrittweise beendet. Darauf hat sich das Bundesinnineministerium mit der türkischen Religionsbehörde Diyanet und dem Verein Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) verständigt. Bundesinnenministerin Nancy Faeser erklärte: "So verringern wir den Einfluss der Türkei auf deutsche Moscheegemeinden."
Seit Jahren ist die Entsendung umstritten, weil die in der Regel für vier Jahre entsandten Religionsbeauftragte als türkische Staatsbeamte Weisungen aus Ankara folgen und meist nur lückenhaftes Wissen über die Lebensrealität in der deutschen Gesellschaft mitbringen.
"Wichtiger Meilenstein für die Integration"
Laut Innenministerium sollen die derzeit rund 1.000 in Deutschland tätigen Prediger der türkischen Religionsbehörde Diyanet über die nächsten Jahre schrittweise durch in Deutschland ausgebildete Imame ersetzt werden. Die Ausbildung der jährlich 100 Imame in Deutschland soll laut Bundesinnenministerium im Rahmen des bestehenden DITIB-Ausbildungsprogramms im nordrhein-westfälischen Dahlem sowie durch ein zusätzliches Programm erfolgen. Hierfür werde "eine Kooperation mit dem Islamkolleg Deutschland (IKD) angestrebt".
Faeser nannte die Vereinbarung "einen wichtigen Meilenstein für die Integration und die Teilhabe muslimischer Gemeinden in Deutschland". Deutschland brauche "Prediger, die unsere Sprache sprechen, unser Land kennen und für unsere Werte eintreten", betonte die SPD-Politikerin. "Wir wollen, dass Imame sich in den Dialog zwischen den Religionen einbringen und Glaubensfragen in unserer Gesellschaft diskutieren."
Fachliche Verantwortung soll auf DITIB übergehen
Die Diyanet-Imame sind derzeit hauptsächlich in den Moscheen der DITIB tätig. Einige von ihnen predigen nach Informationen der Bundesregierung in den Gemeinden der Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine in Europa (ATIB) und von Milli Görüs - zwei Verbänden, die im aktuellen Jahresbericht des Bundesamtes für Verfassungsschutz erwähnt werden.
Um den ausländischen Einfluss auf das, was in deutschen Moscheen gepredigt wird, noch vor dem endgültigen Ende der Entsendung von Imamen zurückzudrängen, soll die fachliche Verantwortung für diese Prediger im Laufe des Jahres 2024 nicht mehr bei den türkischen Generalkonsulaten liegen, sondern auf DITIB übergehen. DITIB ist laut Innenministerium mit rund 900 Moscheegemeinden der größte Islamverband in Deutschland.