Corona-Pandemie Kita-Schließungen waren laut Studie unnötig
Kinder haben unter der Corona-Pandemie besonders gelitten. Zeitweise waren Schulen und Kitas geschlossen, die Kinder fühlten sich isoliert. Eine Studie kommt nun zu dem Ergebnis, dass Kita-Schließungen unnötig waren.
Gerade sinken die Corona-Infektionszahlen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sieht darin nur eine Atempause: "Der anstehende Corona-Winter wird auch für die Familien und für die Kinder wieder eine Herausforderung sein. Es ist leider nicht so, dass die Pandemie vorbei ist."
"Kitas waren keine Infektionsherde"
Doch eins müssen die Eltern zumindest nicht befürchten - dass Krippen und Kindergärten wieder flächendeckend schließen müssen. Denn das habe die "Corona-Kita-Studie" eindeutig gezeigt, sagt der SPD-Minister: "Kitas waren keine Infektionsherde. Somit muss man sagen - nach dem Wissen von heute - kommt man klar zu der Erkenntnis, dass die Kita-Schließungen zu Beginn der Pandemie nicht nötig gewesen wären."
Sie waren stattdessen eine große Belastung für Kinder und ihre Eltern - zu diesem Ergebnis kommt die Studie. Zwei Jahre lang arbeiteten das Robert Koch-Institut und das Deutsche Jugendinstitut daran. Mehr als 5000 Kitas meldeten wöchentlich die Corona-Infektionen. Dazu gab es Befragungen der Kita-Leitungen, der Kinder und Eltern, und auch Untersuchungen vor Ort.
Aus den Ergebnissen leitet Gesundheitsminister Lauterbach ab, was in diesem Winter helfen kann: "Kontaktreduktionen sind sinnvoll, das Bilden von Kleingruppen, Masken bei Erwachsenen, auch das Lüften - alles wichtig."
Kinder aus sozial benachteiligten Familien
Noch größer ist die Aufgabe, die Folgen der Pandemie für Kinder und Jugendliche zu bewältigen. Die Hälfte der Kita-Leitungen hält es für nötig, die Kinder stärker zu fördern. Besonders hart treffe es alle, die es eh schon schwer hätten, erklärt Bundesfamilienministerin Lisa Paus: "Kitas mit hohem Anteil von Kindern aus sozial benachteiligten Familien haben jetzt einen fast doppelt so hohen Förderbedarf bei Sprache, bei Motorik und bei der sozialen und emotionalen Entwicklung wie vor der Pandemie."
Depressionen, Angst- und Essstörungen
Zudem habe sich das psychische Wohlbefinden bei der Hälfte der Kinder und Jugendlichen verschlechtert. Bei den sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen seien es sogar zwei Drittel, sagt die Grünen-Politikerin Paus. "Die drei am häufigsten im Zusammenhang mit Corona genannten psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen sind eben Depressionen, Angst- und Essstörungen."
Da müsse die Politik gegensteuern. Die Bundesregierung will die "Nummer gegen Kummer" stärken und mehr Projekte für Bewegung, Kultur und Gesundheit fördern. Auch die Zahl der Therapieplätze soll ausgebaut werden. Man müsse verhindern, sagt die Familienministerin, dass ein Teil einer ganzen Generation abgehängt wird.