Arzneimittelversorgung Apotheker mahnen Missstände an
Lieferengpässe bei Medikamenten, wachsende Bürokratie und Personalmangel: Apotheker üben massive Kritik an den zunehmenden Belastungen, denen sie ausgesetzt sind. Mit einem bundesweiten Protesttag wollen sie auf ihre Lage aufmerksam machen.
Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) hat Politik und Krankenkassen einen "Sparwahn" bei der Arzneimittelversorgung vorgeworfen. Die Apotheken würden "kaputtgespart", so der Verband.
Das Haushalten mit knappen Medikamenten, steigende Lieferengpässe sowie eine überbordende Bürokratie würden die Lage deutscher Apotheken zusehends verschlechtern, sagte ABDA-Präsidentin Gabriele Overwiening. Das sei auch der Grund für "die immer schneller zurückgehende Zahl der Apotheken vor Ort".
Mehr Entscheidungskompetenz bei Engpässen
Nach der Bewältigung der auch für Apotheken misslichen Coronapandemie gebe es nun mit den "unsäglichen Arzneimittellieferengpässen" direkt die nächste Krise, mahnte Overwiening. Diese bedeute für die Apotheken viel Mehrarbeit, die aber nicht zusätzlich vergütet werde. Stattdessen gebe es Honorarkürzungen.
Die Lieferengpässe bei bestimmten Medikamenten seien "Sinnbild einer allzu sehr nur auf Ersparnisse ausgerichteten Gesundheitspolitik", kritisierte die ABDA-Präsidentin weiter. Sie warf der Bundesregierung außerdem Untätigkeit bei Arzneimittelengpässen vor.
Um die anhaltenden Lieferprobleme zu bewältigen, bekräftigte die ABDA erneut ihre Forderung nach mehr Entscheidungskompetenz in den Apotheken. Eine während der Pandemie erlassene Verordnung ermöglichte es Apothekerinnen und Apothekern beispielsweise, beim Einlösen eines Rezepts ein vorrätiges Ersatzmedikament abzugeben. Diese flexible Regelung zur Arzneimittelabgabe müsse erhalten werden, forderte die Verbandspräsidentin.
Zahl der Apotheken rückläufig
Nach neuen Daten der ABDA sank die Zahl der Apotheken im vergangenen Jahr um 393 auf bundesweit 18.068. Das sei die geringste Zahl seit rund 40 Jahren. Im ersten Quartal 2023 sei die Zahl noch weiter rückläufig und auf einem Tiefstand von 17.939 Apotheken angekommen.
Zwar gebe es deutlich mehr Beschäftigte in deutschen Apotheken, derzeit rund 160.000. Dies hänge aber mit mehr Teilzeitarbeit und einem erhöhten Bedarf durch eine immer älter werdende Gesellschaft zusammen. Die Aufgaben für die Apothekenteams würden perspektivisch also immer größer, komplexer und herausfordernder. Insgesamt sieht die ABDA einen "sehr schwerwiegenden" Nachwuchs- und Personalmangel.
Apothekenschließung am Protesttag
Zum Tag der Apotheke am Mittwoch starten ABDA, Apothekerkammern und Landesverbände gemeinsam mit dem Berufsnachwuchs die Initiative "Gegen Zukunftsklau", um auf die aus ihrer Sicht prekäre Lage der Apotheken aufmerksam zu machen. Zudem ist für den 14. Juni ein bundesweiter Protesttag geplant, an dem die Apotheken mit Ausnahme der Notdienstapotheken geschlossen bleiben sollen.