Zahl geht weiter zurück Immer weniger Apotheken in Deutschland
In den ersten neun Monaten des Jahres ist die Zahl der Apotheken in Deutschland weiter zurückgegangen. Damit setzt sich ein seit 2008 anhaltender Trend fort. Die Apothekerverbände schlagen Alarm.
Die Zahl der Apotheken in Deutschland ist auch 2022 weiter geschrumpft. In den ersten neun Monaten des Jahres gab es unter dem Strich rund ein Drittel mehr Schließungen als im Vorjahreszeitraum, so die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA).
Demnach wurden bis Ende September 285 Apotheken mehr geschlossen als neu eröffnet. 2021 Jahr lag die Zahl im gleichen Zeitraum bei einem Überhang von 218 Schließungen. Insgesamt gibt es damit zum jetzigen Zeitpunkt laut ABDA 18.176 Apotheken in Deutschland. ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening sieht einen Grund für die fortlaufende Schließungswelle in der wirtschaftlichen Lage vieler Apotheken.
"Täglich spüren sie die Auswirkungen der hohen Inflation und Energiepreise. Der hohe Bürokratieaufwand, der Nachwuchsmangel", all das mache es zunehmend schwer die wohnortnahe Artzneimittelversorgung auch in der Zukunft sicherzustellen, so Overwiening.
Viele Herausforderungen für Apotheken
Das Hauptproblem für viele Apotheken sind dabei nicht etwa sinkende Einnahmen. Im Jahr 2008, als mit 21.602 die meisten Apotheken in Deutschland geöffnet waren, lag der Umsatz pro Filiale bei rund 1,7 Millionen Euro. Bis 2021 stieg diese Summe auf rund drei Millionen Euro. Der Online-Handel mit Medikamenten macht bislang nur einen Teil dessen aus, was in Apotheken vor Ort verkauft wird.
Rund 59 Milliarden Euro erwirtschaftete die Branche im aktuellsten Erhebungsjahr 2020. Der Branchenverband ABDA sieht eine Verlagerung des Geschäfts ins Internet. Der Marktanteil der Versandapotheken bei frei verkäuflichen Medikamenten sei auf 16,4 Prozent geklettert.
Viele Schließungen wegen Personalmangel
Sorgen macht den Betreiberinnen und Betreibern von Apotheken vor allem der Personalmangel. Viele Apotheken die schließen, haben keine Nachfolgerin oder keinen Nachfolger gefunden. Der Bürokratieaufwand sei in den vergangenen Jahren immer weiter gewachsen, die Entlohnung aber nicht.
Zudem wären die aktuellen Regelungen zu Notdiensten im ländlichen Raum ein großes Problem für die Personalgewinnung, kritisierte der Präsident der Bayerischen Landesapothekerkammer Thomas Benkert auf einer Versammlung in München. Die Entfernung bis zur nächsten Apotheke mit Notdienst müsse laut Benkert für ländliche Gebiete auf 30 Kilometer angehoben werden, um Angestellten weniger Nacht- und Notdienste an Wochenenden zuzumuten.
Auch Pleite von Zahlungsdienstleister sorgt weiter für Ärger
Bereits im Sommer 2020 war außerdem der Dienstleister AvP, der für die Abrechnung von Rezepten in rund 3000 Apotheken zuständig war, in die Pleite gegangen. Mutmaßlich auch wegen Untreue von Führungskräften, wie das "Handelsblatt" berichtete. Die Abrechnungen von zwei Monaten wurden an viele Apotheken nicht ausgezahlt - oft bedeutete das einen Ausfall von sechsstelligen Summen.