Bundeswehr-Brigade in Litauen "Herausragendes Ereignis", das Lücken reißt
Ein Vorkommando der Bundeswehr ist nach Litauen aufgebrochen. Es soll die dauerhafte Stationierung von etwa 5.000 deutschen Einsatzkräften in dem baltischen Staat vorbereiten. Deren Ausstattung jedoch reißt Lücken in die Einheiten hierzulande.
Ein Vorkommando von etwa 20 Bundeswehrsoldaten ist heute am Flughafen Berlin-Brandenburg von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) nach Litauen verabschiedet worden. Die Streitkräfte sollen die Stationierung einer Heeresbrigade in Litauen vorbereiten und die NATO-Ostflanke verstärken.
"Es ist Neuland, das Sie betreten", gab Pistorius den Soldaten mit auf den Weg. Noch sei einiges zu tun, auch vor Ort, sagte Pistorius, etwa bei den Unterkünften für die Soldaten. Er versprach: "Wir werden alles tun, um die Brigade von Anfang an so auszustatten, wie sie ausgestattet werden muss."
Die Schaffung der Voraussetzungen für die Stationierung einer Bundeswehr-Brigade in Litauen wird den deutschen NATO-Partner in den nächsten Jahren rund 800 Millionen Euro kosten. Diese Summe nannte Verteidigungsminister Laurynas Kasciunas im litauischen Rundfunk.
Start der Brigade ist "herausragendes Ereignis"
Begleitet wird die Brigade vom Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais. Dieser sprach in der tagesschau von einem "ganz wichtigen Signal, dass Deutschland seiner Verantwortung gerecht wird". Es gehe um die Erfüllung von Bündnisverpflichtungen, den Schutz der NATO-Partner an der Ostflanke und die Verteidigung von Frieden und Freiheit. Mais nannte den Start für die Brigade ein "herausragendes Ereignis".
Die Ausstattung der Brigade werde jedoch bei den Einheiten in Deutschland in den kommenden drei bis fünf Jahren Lücken reißen, so Mais in einem weiteren Interview: "Die Delle, durch die wir gehen, ist etwas tiefer geworden." Man werde aber diese Lücken auf der Zeitachse auch wieder auffüllen.
Das bestätige die Wehrbeauftragte des Bundestages, die SPD-Politikerin Eva Högl, im ARD-Morgenmagazin: "Natürlich reißt das erst mal ganz gewaltige Löcher, denn die Ausrüstung unserer Soldatinnen und Soldaten, aber auch das große Gerät ist noch nicht vorhanden, das heißt, es wird jetzt alles Richtung Litauen gehen."
Noch nie so viele Bundeswehrsoldaten dauerhaft im Ausland
Als Reaktion auf die veränderte Sicherheitslage in Europa hatte die Bundesregierung zugesagt, einen gefechtsbereiten und eigenständig handlungsfähigen Kampfverband nach Litauen zu verlegen. Zielgröße für die Brigade, die ab 2027 einsatzbereit sein soll, sind 4.800 Streitkräfte sowie rund 200 zivile Bundeswehrangehörige und weitere Beschäftigte.
Die dauerhafte Stationierung einer Brigade in Litauen ist ein Präzedenzfall in der Geschichte der Bundeswehr. Nie zuvor hatte sie so viele Einsatzkräfte auf Dauer im Ausland stationiert.
Mit Informationen von Tim Aßmann, ARD-Hauptstadtstudio