Krieg gegen die Ukraine Russland beharrt auf Aussage zur Offensive
Nach Darstellung des russischen Präsidenten Putin hat die Gegenoffensive der Ukraine begonnen. Kiew lässt die Aussage unkommentiert - der ukrainische Präsident Selenskyj spricht aber von "besonders harten Kämpfen".
Mehr als 15 Monate dauert der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine schon an. Die russischen Truppen konnten dabei vor allem im Osten und Südosten des Landes Gebiete erobern und Städte wie Luhansk, Donezk und nach ihren Angaben auch das schwer umkämpfte Bachmut unter ihre Kontrolle bringen.
Jetzt soll nach Aussage des russischen Präsidenten Wladimir Putin die schon länger angekündigte ukrainische Gegenoffensive begonnen haben. "Wir können definitiv sagen, dass diese ukrainische Offensive begonnen hat", sagte Putin in einem im Onlinedienst Telegram veröffentlichten Interview mit einem Reporter des russischen Staatsfernsehens.
Zuvor hatten auch schon einige internationale Medien unter Berufung auf ukrainische Militärvertreter vermutet, dass die Aktion zur Befreiung von Russland besetzter Gebiete seit einigen Tagen laufe.
"Intensive Kämpfe" seit mehreren Tagen
Putin unterstrich, es gebe bereits seit fünf Tagen "intensive Kämpfe". Er betonte aber auch, dass die ukrainischen Truppen mit ihren Vorstößen bisher keinen Erfolg gehabt hätten. Unabhängig überprüfen lassen sich die Aussagen des Präsidenten dabei nicht.
Auch Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu erklärte am Donnerstag, dass die eigenen Truppen in der Nacht einen versuchten Vorstoß der Ukraine in der südlichen Region Saporischschja zurückgedrängt hätten. Das ukrainische Militär habe mit 1500 Soldaten und 150 gepanzerten Fahrzeugen versucht, vorzurücken. Man hätte den Feind aber gestoppt, es habe hohe Verluste auf ukrainischer Seite gegeben.
Selenskyj dankt Soldaten
Kurz nach Putins Äußerungen zum vermeintlichen Beginn der Gegenoffensive meldete sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache zu Wort. Er widersprach darin den Behauptungen des russischen Präsidenten nicht, bestätigte sie aber auch nicht. Selenskyj lobte seine Streitkräfte für ihr "Heldentum". "Für unsere Soldaten, für alle, die sich in diesen Tagen in besonders harten Kämpfen befinden. Wir sehen euer Heldentum und wir sind euch dankbar für jede Minute eures Lebens."
In seiner Ansprache erwähnte Selenskyj keine Details zu Entwicklungen an der Front. Er habe aber ein Treffen mit der Stawka, dem Oberkommando der Ukraine, abgehalten. Das Augenmerk der ukrainischen Soldaten liege auf allen Stellen, "wo unsere Aktionen gebraucht werden und der Feind bestimmte Verluste erleiden könnte". Offizielle Stellen in der Ukraine hatten zuletzt erklärt, die Streitkräfte seien bereit für die erwartete Gegenoffensive - es werde jedoch keine formelle Verkündung von deren Start geben.
Medien, Meldungen und Mutmaßungen
Mehrere westliche Militärexperten hatten bereits die Vermutung geäußert, dass die Offensive der ukrainischen Armee bereits im Gange ist. Die US-Denkfabrik Institute for the Study of War teilte etwa mit, dass mehrere Indikatoren darauf hindeuteten. Auch die "New York Times" berichtete unter Berufung auf drei hochrangige US-Regierungsvertreter, dass die Gegenoffensive bereits laufe. Zuvor meldete der Sender NBC News unter Berufung auf nicht namentlich genannte Militärvertreter, die Offensive habe begonnen.
Das ukrainische Militär wies die Medienberichte am Donnerstag zurück. "Uns liegen keine derartigen Informationen vor", sagte ein Sprecher des ukrainischen Generalstabs zu den Meldungen. Zu Angaben auf der Basis von anonymen Quellen beziehe man keine Stellung.
Gleichzeitig kam es in den vergangenen Tagen zu Berichten mehrerer ukrainischer Angriffe in den Grenzregionen der russischen Besatzungszone. In der südlichen Region Donezk sowie im Gebiet Saporischschja hätten ukrainische Kräfte "weiterhin versucht, eine Offensive auszuführen", seien aber von "Streitkräften, Luftwaffe und Artillerie" entscheidend zurückgeschlagen worden, erklärte das russische Verteidigungsministerium.