Ukrainische Frühjahrsoffensive "Sie haben alles, was sie brauchen"
Die Planungen für eine ukrainische Offensive zur Rückeroberung von Russland besetzter Gebiete laufen. US-Außenminister Blinken sieht die Ukraine dafür gerüstet. Der ukrainische Außenminister Kuleba warnte indes vor zu hohen Erwartungen.
Für eine erwartete Gegenoffensive zur Rückeroberung von Russland besetzter Gebiete verfügt die Ukraine nach Auffassung der US-Regierung über alle notwendigen Mittel. "Sie haben alles, was sie brauchen, um bei der Rückeroberung von Gebieten, die Russland in den letzten 14 Monaten mit Gewalt erobert hat, erfolgreich zu sein", sagte US-Außenminister Antony Blinken bei einer Pressekonferenz mit seinem britischen Amtskollegen James Cleverly in Washington.
Zuvor hatte die US-Regierung weitere militärische Unterstützung für die Ukraine im Wert von 1,2 Milliarden US-Dollar angekündigt. Mit der neuen US-Hilfe soll insbesondere die ukrainische Luftverteidigung gestärkt und der Bedarf an Munition gedeckt werden, wie das US-Außenministerium mitteilte. Die USA schicken demnach auch zusätzliche Artilleriegeschosse und Unterstützung für die Instandhaltung vorhandener Waffensysteme.
"Planungen für Offensive laufen"
Nach Einschätzung von Bundeswehr-Generalinspekteur Carsten Breuer kommt die Ukraine mit den Vorbereitungen für eine Gegenoffensive voran. "Mir wurde erläutert, wie der Kampf an vorderster Linie geführt wird. Der Boden ist immer noch morastig und feucht. Teilweise stehen noch große Seen auf den Feldern. Die Voraussetzungen für eine umfassende Offensive waren in den letzten Wochen noch nicht gegeben", sagte Breuer der Nachrichtenagentur dpa nach einem Besuch in der Ukraine. "Mir ist in allen Gesprächen aber deutlich geworden, dass Planungen für die ukrainische Offensive laufen."
Der ranghöchste deutsche Soldat war in der vergangenen Woche in der Ukraine gewesen und hatte dort Armeechef Walerij Saluschnyj und Verteidigungsminister Olexij Resnikow getroffen. Der Kampfpanzer "Leopard 2" werde inzwischen in Kämpfen eingesetzt, so Breuer. "Was man mir verdeutlichte, ist, dass er im Gefecht ist." Er habe nichts von Kriegsmüdigkeit erlebt, "sondern einen nahezu schon unbändigen Willen, diesen Krieg nicht nur zu beenden, sondern auch zu gewinnen".
Kuleba dämpft Erwartungen an Offensive
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba warnt indes vor zu hohen Erwartungen. "Betrachten Sie diese Gegenoffensive nicht als die letzte, denn wir wissen nicht, was dabei herauskommen wird", sagte er der "Bild"-Zeitung. Nur wenn es gelinge, bei dieser Offensive die russisch besetzten Gebiete zu befreien, werde es die Letzte sein. "Aber wenn nicht, dann bedeutet das, dass wir uns auf die nächste Gegenoffensive vorbereiten müssen."
Kuleba betonte, dass die Ukraine für ihren Kampf gegen die russischen Besatzungstruppen deutlich mehr Rüstungsgüter benötige. "Denn um den Krieg zu gewinnen, braucht man Waffen, Waffen und nochmals Waffen", sagte er.
Vieles hänge von Deutschland ab, das mit dem Rüstungskonzern Rheinmetall über "eine Art Titan der Rüstungsindustrie in Europa und wahrscheinlich in der Welt" verfüge. Neben Munition, Panzern und Flugabwehrsystemen brauche die Ukraine vor allem Kampfflugzeuge. Anders als bei den Leopard-Panzern liege die Entscheidung über die Beschaffung moderner Kampfjets vom Typ F16 nicht bei Deutschland, sondern bei den USA.