Migranten aus Lateinamerika Trumps Grenzpolitik zeigt Wirkung
Noch im Sommer waren Flüchtlinge zu Hunderten aus Lateinamerika illegal in die USA eingereist. Doch Trumps Mauerbau und Tausende zusätzliche Grenzsicherer zeigen inzwischen Wirkung.
Ob der Van schon gekommen ist, will Stanford Prescott wissen. Prescott ist Sprecher der Flüchtlingshilfe des International Rescue Committee in Phoenix im Bundesstaat Arizona. Im Hof einer ehemaligen Grundschule, die jetzt als Willkommenszentrum dient, fahren zwei weiße Minibusse vor. Einige Kinder und Erwachsene steigen aus. Es sind Familien, die aus Mexiko in die USA gekommen sind.
Die Erwachsenen tragen jeweils an einem Bein eine schwarze Fußfessel der Einwanderungsbehörde, zur Überwachung. "Es gibt eine Willkommensrede. Wir erklären, dass wir eine Hilfsorganisation sind und dass das keine Regierungseinrichtung mehr ist", sagt Prescott.
In der riesigen Cafeteria verlaufen sich die wenigen Kinder und Eltern beinahe. Die Hilfsorganisation ist auf deutlich mehr Familien vorbereitet. Doch seit Wochen ist die Zahl der Einwanderer aus dem Süden zurückgegangen.
Grenzbeamte überfordert
Im Frühsommer hatten Beamte an der Grenze zu Mexiko Gruppen von bis zu 1000 Menschen aufgegriffen, die ohne gültige Papiere und jenseits der Übergänge in die USA wollten. Sie kamen häufig aus El Salvador, Guatemala und Nicaragua.
Wenn der Grenzbeamte Jose Garibay in Yuma, im Südwesten von Arizona, vom Sommer erzählt, dann wird deutlich: Er und seine Kollegen waren vor allem überfordert mit der humanitären Situation:
Als Beispiel: Im Jahr zuvor hatten wir 340.000 US-Dollar für die humanitäre Krise ausgegeben; für Decken, Windeln, Babynahrung, Tampons und Binden. Jetzt waren es 3,3 Millionen Dollar für Essen, Windeln und Babynahrung. Und wir haben kein Problem damit. Aber die Leute sollten erst gar nicht hierherkommen.
Neue Bollwerke an der Grenze
In Yuma werden mittlerweile an einigen Stellen alte Sperranlagen durch einen neuen Grenzzaun ersetzt, den die Beamten selbst "die Mauer" nennen. "Wir haben nicht nur die Mauer über der Erde, sondern sie führt auch in den Boden hinein. Verstärkter Beton als Fundament hindert Menschen daran, unter der Mauer hindurch zu graben", erklärt Garibay.
Der Bau ist möglich, weil das US-Verteidigungsministerium 3,6 Milliarden Dollar aus anderen Projekten abgezogen hat, mit der Begründung eines nationalen Notstands - den hatte Präsident Trump ausgerufen. Natürlich sei das ein nationaler Notstand, wegen des Menschenhandels, der Drogen und der Menschen, die illegal reinkommen, sagte Trump. "Und häufig haben die eine kriminelle Vergangenheit, und wir wollen sie nicht in unserem Land."
USA weiter das gelobte Land
Die USA haben außerdem Mexiko verpflichtet, 27.000 Soldaten entlang der Grenze aufzustellen. Menschen aus Mittelamerika, die in die USA wollen, müssen zudem zuerst Asyl in Mexiko beantragen. Und wer es schafft, einen Antrag bei US-Behörden an der Grenze zu stellen, der muss dann wieder in Mexiko warten. Deshalb ist die Zahl der Menschen, die in die USA kommen, seit dem Sommer wieder zurückgegangen.
Familien, die über den ungesicherten Teil der Grenze in die USA kamen, sind nach ihrer Zeit im Auffanglager auf Hilfsorganisationen wie das Rescue Commitee angewiesen. Dort wird zum Beispiel ihre Weiterreise zu Angehörigen organisiert. "Unsere Mitarbeiter rufen deren Familien an. Alle, die hier sind, haben Angehörige in den USA, die sie unterstützen. Wir geben diesen Sponsoren alle Informationen, die sie brauchen, um ein Flug- oder ein Busticket für sie zu kaufen", sagt Prescott von der Flüchtlingshilfe.
Keine der Familien kann sicher sein, dass ihr Asylantrag von den Behörden genehmigt wird. Und trotzdem wirken sie erleichtert und gelöst. Mit den USA verbinden sie die Hoffnung auf ein besseres Leben.