Vor Referendum in Australien 14.400 Kilometer für die Rechte der Indigenen
Im April war Pat Farmer aufgebrochen - zu einem Lauf quer durch Australien, mit dem er sich für die indigene Bevölkerung einsetzen wollte. Am Samstag entscheidet ein Referendum über mehr politische Mitsprache für Indigene.
Der Australier Pat Farmer ist jeden Tag gelaufen - und das genau fünf Monate und 24 Tage lang. Am Mittwoch endete sein Weg quer über den Kontinent - genau vier Tage, bevor Bürgerinnen und Bürger Australiens in einem Referendum darüber abstimmen sollen, ob das Mitspracherecht der indigenen Bevölkerung bei politischen Fragen gestärkt werden soll.
Genau dafür hat Pat Farmer seinen Lauf auf sich genommen: um sich für die Rechte der Indigenen einzusetzen und auf die anhaltende Benachteiligung der First Nations aufmerksam zu machen. Darum endete sein Weg auch symbolisch vor dem Uluru - dem australischen, auch als Ayers Rock bekannten, Wahrzeichen. 2017 hatten sich hier 250 indigene Vertreter getroffen und mit einer gemeinsamen Erklärung die Initiative für das nun bevorstehende Referendum auf den Weg gebracht.
Indigene spielen noch immer keine Rolle in Verfassung
Der Volksentscheid dreht sich um eine Verfassungsänderung, um die Bildung eines Gremiums indigener Australier zu ermöglichen. Das soll - vorausgesetzt, eine Mehrheit stimmt für die Initiative - künftig die australische Regierung in Fragen beraten, die auch die indigenen Bevölkerungsgruppen betreffen - etwa, wenn es um die Bereiche Bildung, Wohnungspolitik oder den Gesundheitssektor geht. Rechtlich bindend wären Vorschläge des Gremiums allerdings nicht.
Bislang spielen Rechte der indigenen Bevölkerung in der Verfassung Australiens, die bereits im 19. Jahrhundert verfasst wurde, keine Rolle. Das soll das Referendum unter dem Namen "Voice to Parliament" - übersetzt: "Stimme im Parlament" - ändern. Doch aktuellen Umfragen zufolge überwiegen kurz vor der Abstimmung die Gegner der geplanten Verfassungsänderung.
Etwa 3,8 Prozent der australischen Bevölkerung zählen zu den inidgenen Völkern. Sie sind in vielen Bereichen der Gesellschaft bis heute benachteiligt. Sie haben schlechtere Jobchancen, sterben früher und sitzen häufiger im Gefängnis.
Delegierte des Central Land Council Australiens haben sich nahe des Uluru versammelt, um für ein "Ja" beim Referendum zu werben.
Lauf durch alle Bundesstaaten
Australiens Premierminister Anthony Albanese hatte es vor seinem Sieg bei der Parlamentswahl im Mai 2022 zu einem seiner Wahlversprechen gemacht, das Referendum zu unterstützen. Und so begrüßte er Pat Farmer auch persönlich, als dieser am Uluru eintraf. Er hege "äußerste Bewunderung und Ehrfurcht" für das Engagement des 61-Jährigen, betonte der Regierungschef.
Farmer selbst zeigte sich in einer ersten Reaktion schlicht "sehr, sehr froh", sein Ziel erreicht zu haben. Am 17. April war er in Hobart auf Tasmanien gestartet. Auf seinem Lauf über rund 14.400 Kilometer durchquerte sämtliche australischen Bundesstaaten und Territorien.
Farmer saß selbst acht Jahre lang als Abgeordneter im australischen Parlament. Es ist nicht das erste Mal, dass sich der Ultramarathonläufer sportlich für ein politisches Thema einsetzt. So engagierte er sich unter anderem für Initiativen, die sich im Kampf gegen Krebs oder Diabetes einsetzen oder auch für das Nanhi-Kali-Projekt, das Bildungschancen für Mädchen in Indien stärken will.