Iryna Farion

Spur nach Russland vermutet Bekannte ukrainische Politikerin ermordet

Stand: 20.07.2024 16:35 Uhr

In der Ukraine ist eine bekannte Politikerin erschossen worden. Iryna Farion kämpfte gegen die russische Sprache in ihrer Heimat und saß für die rechtsextreme Swoboda-Partei im Parlament. Die Ermittler prüfen nun Spuren nach Russland.

Auf offener Straße ist in der Ukraine eine prominente Ex-Abgeordnete erschossen worden. Die Politikerin Iryna Farion, die wegen ihrer antirussischen Äußerungen bekannt war, wurde in ihrer Heimatstadt Lwiw mit einem Schuss in den Kopf getötet. Die 60-Jährige erlag im Krankenhaus ihren Verletzungen. Die Polizei und Geheimdienstmitarbeiter seien auf der Suche nach dem Täter, sagte der ukrainische Innenminister Ihor Klymenko.

Farion war in der Ukraine als Verfechterinnen der ukrainischen Sprache umstritten. Zwischen 2012 und 2014 saß sie als Abgeordnete für die rechtsextreme Swoboda-Partei im Parlament. Immer wieder sorgte die studierte Sprachlehrerin und Linguistin für Kontroversen. Sie verlor ihre Stelle als Professorin an einer Lwiwer Universität, nachdem sie gesagt hatte, Soldaten, die Russisch sprechen, seien aus ihrer Sicht keine Ukrainer.

Ihre Partei vermutet deshalb eine russische Spur in dem Mordfall. Präsident Wolodymyr Selenskyj verurteilte den Anschlag auf Farion und wies Innenminister Klymenko und den Geheimdienstchef Wassyl Maljuk an, das Verbrechen aufzuklären. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden, betonte der Präsident.

Mögliche russische Spur und Genugtuung in Moskau

Auch Innenminister Klymenko sieht einen Zusammenhang zwischen dem Mord und Farions gesellschaftlicher Tätigkeit. "Die grundlegenden Versionen, die derzeit in Betracht gezogen werden, sind persönliche Feindseligkeit, soziale und politische Aktivitäten von Frau Farion. Wir schließen nicht aus, dass es sich um einen Auftragsmord handelt", schrieb der Minister beim Onlinedienst Telegram. Auch er schloss eine russische Spur nicht aus.

Die russische staatliche Propaganda nahm die Nachricht vom Tod der Politikerin mit Genugtuung auf. "Iryna Farion, die von der 'vollständigen Beseitigung' der russischsprachigen Bevölkerung träumte, ist beseitigt worden. Gott regelt die Sache dort auch ohne uns", schrieb die Chefredakteurin des russischen Staatsfernsehsenders RT, Margarita Simonjan.

Debatte über russische Sprache

In der Ukraine sprechen viele Menschen sowohl Ukrainisch als auch Russisch. Ukrainisch ist die offizielle Amtssprache.

Nach Beginn des russischen Angriffskrieges im Februar 2022 sind Debatten über den Sprachgebrauch neu aufgeflammt. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP sagte Farion im April 2022, wenn die Ukrainer "ihre Sprache nicht verteidigen, wird Putin bis hierher kommen". 

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete BR24 am 20. Juli 2024 um 16:39 Uhr.