Nach Angriffen aus dem Libanon Netanyahu droht Hisbollah-Miliz
An der israelisch-libanesischen Grenze wachsen die Spannungen. Nach wiederholten Angriffen der Hisbollah-Miliz gibt sich Israels Premier Netanyahu kämpferisch - und kündigt an, man werde die Sicherheit wiederherstellen.
Die Lage an der israelisch-libanesischen Grenze ist zunehmend angespannt. Nachdem die militant-islamistische Hisbollah-Miliz in den vergangenen Tagen den Norden Israels mit Raketen und Drohnen beschossen und dabei große Brände ausgelöst hatte, sind nun bei einem Drohnenangriff elf Menschen verletzt worden. Einer von ihnen habe schwere, drei weitere mittelschwere und der Rest leichte Verletzungen erlitten, sagte der Chef der Rettungsorganisation Magen David Adom, Eli Bin, im israelischen Fernsehen.
Eine mit Sprengstoff beladene Drohne war Medienberichten zufolge in der Ortschaft Hurfesch explodiert, ohne zuvor einen Luftalarm ausgelöst zu haben. Die Hisbollah reklamierte den Angriff für sich.
Zuvor hatte die Schiiten-Miliz nach eigenen Angaben eine israelische Iron-Dome-Stellung in Ramot Naftali angegriffen. Dazu sei eine Lenkrakete eingesetzt worden, erklärte die Hisbollah. Der Iron Dome (auf Deutsch "Eisenkuppel") ist in der Lage, Raketen aus kürzerer Entfernung abzufangen.
Netanyahu: Werden nicht mit Nichtstun reagieren
Israels Premier Benjamin Netanyahu betonte angesichts der wachsenden Spannungen an der Grenze die Kampfbereitschaft der israelischen Armee. "Wer glaubt, er könne uns schaden und wir würden darauf mit Nichtstun reagieren, macht einen großen Fehler", sagte Netanyahu nach Angaben seines Büros bei einem Besuch in dem besonders vom Beschuss aus dem Nachbarland betroffenen Ort Kirjat Schmona. Dort bedankte sich der Premier bei Soldaten und Feuerwehrleuten für deren Einsatz.
Netanyahu fügte hinzu, Israel sei auf ein intensives Vorgehen im Norden des Landes vorbereitet. "Auf die eine oder andere Weise werden wir die Sicherheit im Norden wiederherstellen", sagte er.
"Wir nähern uns Entscheidung"
Der israelische Generalstabschef Herzi Halevi hatte zuvor erklärt, man nähere sich dem Punkt, an dem eine Entscheidung darüber getroffen werden müsse, wie Israel mit dem zuletzt verstärkten Beschuss der Hisbollah umgehen werde. Die Streitkräfte stünden bereit für eine solche Entscheidung: "Starke Verteidigung, Bereitschaft für eine Offensive - wir nähern uns dem Moment einer Entscheidung."
Immer wieder Konfrontationen an Grenze
Seit Kriegsbeginn in Israel und im Gazastreifen vor fast acht Monaten kommt es täglich zu militärischen Konfrontationen zwischen der israelischen Armee und der Hisbollah-Miliz sowie anderen Gruppierungen im Grenzgebiet zwischen Israel und dem Libanon. Auf beiden Seiten gab es dabei Tote.
In Ortschaften beiderseits der Grenze richtete der gegenseitige Beschuss schwere Zerstörungen an und löste Brände aus. Rund 150.000 Menschen wurden in beiden Ländern in Sicherheit gebracht oder verließen das von den Kämpfen betroffene Gebiet.
Die Hisbollah ist mit der islamistischen Hamas im Gazastreifen verbündet, gilt aber als deutlich schlagkräftiger. Israel will durch militärischen und diplomatischen Druck erreichen, dass sich die Hisbollah einer UN-Resolution entsprechend wieder hinter den 30 Kilometer von der Grenze entfernten Litani-Fluss zurückzieht. Es wird aber nicht damit gerechnet, dass die Hisbollah den Beschuss einstellt, solange der Krieg im Gazastreifen andauert.
Angriff auf US-Botschaft nahe Beirut
In einem Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut kam es unterdessen zu einem halbstündigen Feuergefecht nahe der US-amerikanischen Botschaft. Das berichteten örtliche Medien. Zuvor habe es einen Angriff auf die Botschaft gegeben, bei der nach libanesischen Militärangaben ein Angreifer gestoppt worden sein soll.
Die US-Botschaft teilte mit, bei dem Angriff sei ein Wachmann verletzt worden. Das Motiv des mutmaßlichen Täters war zunächst unklar. Örtliche Medien veröffentlichten aber Fotos, auf denen offenbar ein Angreifer eine schwarze Weste mit der Aufschrift "Islamischer Staat" auf Arabisch und den englischen Initialen "I" und "S" trug. Ein Vertreter der libanesischen Sicherheitsbehörden und zwei Vertreter der Justiz sagten, es habe sich allem Anschein nach um einen einzelnen Angreifer gehandelt.