Israelische Geiseln der Hamas Hunderttausende gegen Netanyahus Kurs
Die Verhandlungen über Geiselfreilassungen stocken, und in Israel wächst der Unmut. Erneut demonstrierten Hunderttausende Menschen für ein Abkommen - und gegen Premier Netanyahu.
In Israel hat es vor dem Hintergrund des Gaza-Kriegs erneut Massendemonstrationen gegeben. Die Teilnehmenden forderten ein Abkommen mit der Hamas zur Freilassung von rund 100 Geiseln. Laut Medienberichten sprechen die Organisatoren von 500.000 Demonstrantinnen und Demonstranten allein in Tel Aviv.
"Wir dürfen kein Leben mehr opfern, wir dürfen sie nicht opfern", sagte eine Verwandte der von den Extremisten erschossenen Geisel Carmel Gat auf der Kundgebung: "Ihre Zeit läuft ab."
"Die Sechs wären heute hier unter uns"
Terroristen der Hamas hatten Gat und fünf weitere Menschen in der vergangenen Woche mit Schüssen aus nächster Nähe getötet. Das israelische Militär fand ihre Leichen in einem Tunnel in Gaza. "Die Sechs wären heute hier unter uns, wenn Netanyahu Ja zu einem Deal gesagt hätte", rief Gats Verwandte in die Menge.
Die Hamas und andere islamistische Terrorgruppen hatten den Süden Israels am 7. Oktober vergangenen Jahres überfallen und dabei mehr als 1.200 Menschen getötet und etwa 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Das beispiellose Massaker war Auslöser des Gaza-Kriegs. Nach Angaben aus dem Gazastreifen, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dabei dort seit Oktober mehr als 40.930 Menschen getötet.
Verhandlungen ergebnislos
Die indirekten Verhandlungen zur Geiselfreilassung, bei denen die USA, Ägypten und Katar vermitteln, sind seit Monaten ergebnislos. Das angestrebte mehrstufige Abkommen würde auch die Beendigung des Krieges, den Rückzug des israelischen Militärs aus dem Gazastreifen und die Entlassung Tausender palästinensischer Häftlinge aus israelischen Gefängnissen einschließen.
Kritiker werfen Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu vor, den Abschluss einer derartigen Vereinbarung mit überzogenen Forderungen zu torpedieren. Er regiert in einer Koalition mit Rechtsextremen, die Zugeständnisse an die Hamas ablehnen und ihm mit dem Ende des Regierungsbündnisses drohen.
US-Medien hatten bereits kürzlich über einen geplanten letzten Vorschlag für ein Abkommen berichtet. Sollten beide Konfliktparteien auch diesen nicht akzeptieren, könnte dies das Ende der Verhandlungen bedeuten, hieß es.