G20-Gipfel Was in Neu-Delhi erreicht wurde - und was nicht
Der Gipfel der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer in Neu-Delhi wäre fast am Streit über den Umgang mit dem Krieg in der Ukraine gescheitert. Ein Kompromiss konnte helfen. Die zentralen Ergebnisse des Gipfels im Überblick:
Aufnahme der Afrikanischen Union
Das wohl wichtigste Ergebnis des Gipfels ist die Aufnahme der Afrikanischen Union (AU) als neues Mitglied. Zur AU zählen 55 und damit alle afrikanischen Staaten, sie vertritt die Interessen von rund 1,4 Milliarden Menschen. Damit ist Afrika und der sogenannte globale Süden künftig deutlich stärker in der G20 vertreten. Bislang war nur Südafrika Mitglied.
Kompromiss zum Krieg in der Ukraine
Anders als beim Gipfel im Vorjahr auf Bali wird der russische Angriffskrieg nicht mehr ausdrücklich verurteilt. Stattdessen wird nur noch auf entsprechende Resolutionen der Vereinten Nationen (UN) verwiesen - und allgemein auf die territoriale Integrität von Staaten, also die Unverletzlichkeit von Grenzen. Der Kompromiss in der Abschlusserklärung, dem sowohl der Westen als auch Russland und sein Partner China zustimmten, verhinderte ein Scheitern des Gipfels.
Globale Infrastruktur
Am Rande des Gipfels brachten die Europäische Union, die USA und Partner ein riesiges Schienen- und Schifffahrtsprojekt auf den Weg. Es soll Europa, den Nahen Osten und Indien besser miteinander verbinden und gilt als eine Antwort auf Chinas "Neue Seidenstraße".
Klimaschutz
Klimaschützer stufen die Abschlusserklärung des Gipfels als wenig ehrgeizig ein. Statt einem klaren Bekenntnis, zügig aus Kohle, Öl und Gas auszusteigen, sollen lediglich "ineffiziente" Subventionen für klimaschädliche, fossile Energieträger abgebaut werden.
Die G20 bekräftigen auch ihr Ziel, bis Mitte des Jahrhunderts klimaneutral zu werden. Einschränkend heißt es jedoch, dabei seien "unterschiedliche nationale Gegebenheiten" zu beachten. Positiv gewertet wird hingegen das Ziel, die Kapazitäten Erneuerbarer Energien bis 2030 zu verdreifachen.
Internationale Finanzordnung
US-Präsident Joe Biden bemühte sich in Neu-Delhi der US-Regierung zufolge, Partner für eine stärkere finanzielle Unterstützung für ärmere Länder zu gewinnen. Damit sollen unter anderem die Kapazitäten der Weltbank bei der Kreditvergabe an arme Länder erweitert werden.
Deutschland kündigte 305 Millionen Euro Hybridkapital für die Weltbank an. Dabei handelt es sich laut Finanzminister Christian Lindner um eine spezielle Anleiheklasse mit "Hebelwirkung", die es der Weltbank ermöglichen soll, das Ausleihvolumen für Staaten zu erhöhen.
Welternährung und Getreideabkommen
Ganz im Sinne Russlands gibt es den G20-Aufruf, die "unverzügliche und ungehinderte Lieferung von Getreide, Lebensmitteln und Düngemitteln/Zusätzen von der Russischen Föderation und der Ukraine" zu gewährleisten. Moskau fordert für seinen Export von Agrarprodukten eine Lockerung der westlichen Sanktionen gegen Russland.
In dem Fall könnte auch das im Juli von Kremlchef Wladimir Putin beendete Abkommen zur Verschiffung von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer erneuert werden. "Das ist notwendig, um den Bedarf in Entwicklungs- und den am wenigsten entwickelten Ländern, besonders denen in Afrika zu befriedigen", heißt es im Dokument.