Erster G20-Gipfeltag Indiens eindrucksvolle diplomatische Leistung
Abschlusserklärung und Neumitglied: Direkt zu Beginn des G20-Gipfels kann Indien für sich Erfolge verbuchen. Der Gastgeber hat eine Präsidentschaft gerettet, der das Scheitern drohte.
Was für ein Erfolg für Indien - und das gleich am ersten Gipfeltag. Noch am Morgen haben viele angenommen, dass es der erste G20-Gipfel werden könnte, der ohne gemeinsames Abschlussdokument zu Ende geht, was einem Scheitern gleichgekommen wäre. Zu groß schienen die Unterschiede - vor allem beim Thema Ukraine-Krieg. Binnen kurzem aber hat die indische Präsidentschaft es geschafft, eine einvernehmliche Erklärung zu verhandeln.
Und nicht nur das: Quasi zum Auftakt schon konnte Indiens Premier Narendra Modi verkünden, dass die Afrikanische Union neues Mitglied der G20 wird - und sie praktisch damit zu G21 macht. Eine eindrucksvolle diplomatische Leistung Indiens, für die sich Modi zurecht feiern lassen wird in der kommenden Zeit.
Allerdings hat es Russland auch geschafft, dass seine Aggression gegen die Ukraine nicht beim Namen genannt wird, nur der Einsatz von Gewalt wird verurteilt. Indien jedenfalls hat eine Präsidentschaft gerettet, die vor dem Scheitern stand, und damit auch seine Führungsrolle im Globalen Süden unterstrichen.
Kulisse für hindunationalistische Agenda
Gleichzeitig wurde der Gipfel - und das darf man nicht ganz aus dem Blick verlieren - auch als Kulisse benutzt, um eine hindunationalistische Agenda zu verwirklichen.
Ganz nebenbei nämlich wurde Indien quasi umbenannt. Vor Premier Modi stand ein Schild, auf dem nicht der in der Verfassung verankerte Staatsname India stand, sondern Bharat. Die Bezeichnung des Landes in Hindi, ein alter hinduistischer Name, der von nicht Wenigen als Absage an ein multireligiöses Indien gesehen wird.
Es ist also viel passiert an diesem ersten Gipfeltag. Fast hat man den Eindruck, dass das Treffen jetzt schon zu Ende sein könnte.
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