Rettungsschiff "Open Arms" Gerettete gehen in Sizilien an Land
Das Rettungsschiff "Open Arms" hat in Sizilien angelegt. Italien erlaubte den mehr als 360 Menschen an Bord, an Land zu gehen. Die Sorge wächst, dass aus Libyen bald wieder mehr Menschen fliehen könnten.
363 Migranten, die das Rettungsschiff "Open Arms" vor Libyen aus Seenot gerettet hat, sind nach tagelangem Warten auf See in Sizilien eingetroffen und an Land gegangen. Zuvor hatte die italienische Regierung der spanischen Hilfsorganisation "Proactiva Open Arms" die Genehmigung zum Einlaufen in Pozzallo gegeben.
Die vor der Küste Libyens Geretteten stammten aus vielen Ländern, darunter aus Bangladesch und Sudan, sagte eine Sprecherin von "Open Arms" der Deutschen Presse-Agentur. Zunächst seien Mediziner und Behördenvertreter zur Untersuchung und Registrierung der Menschen an Bord gegangen. Anschließend gingen die ersten Geretteten an Land, wie auf Bildern zu sehen war.
In den Tagen zuvor hatte die "Open Arms" bei fünf Einsätzen insgesamt 363 Menschen in internationalen Gewässern vor der libyschen Küste gerettet. Zuletzt waren laut Aussage des Schiffskommandanten die Vorräte an Bord knapp geworden. Malta hatte es mehrfach abgelehnt, das Schiff einzulaufen zu lassen.
Sorge vor Eskalation in Libyen
Seit Jahresbeginn hat Rom den privaten Rettungsschiffen auf dem Mittelmeer mehrfach recht schnell sichere Häfen zugewiesen. Andere EU-Länder, darunter Deutschland, hatten sich zuvor jeweils bereit erklärt, einen Teil der Menschen aufzunehmen. Aus Libyen setzen die meisten Migranten aktuell nach Italien über.
Die Sicherheitslage soll sich in dem Bürgerkriegsland deutlich verschlechtert haben. So warnt der Auswärtige Dienst der EU nach Informationen des "Spiegel" in einem internen Bericht vor einer humanitären Krise in Libyen und einem weiteren Anstieg der Flüchtlingszahlen. Der Bericht empfehle die Rückkehr europäischer Marineschiffe ins Mittelmeer im Rahmen von "Sophia" - unter anderem, weil die libysche Küstenwache im Fall einer weiteren Eskalation des Bürgerkrieges im Land "schnell überfordert wäre". Die Lage in Libyen destabilisiere sich zunehmend, zitiert das Magazin.
Kommt eine neue EU-Mission "Sophia"?
Eine Sprecherin der EU-Kommission wollte sich zu dem internen Bericht nicht äußern. Doch der EU-Außenbeauftragte Joseph Borrell tritt auch öffentlich für eine wiederbelebte Mission "Sophia" ein. Sein Sprecher Peter Stano sagte erst am Freitag, die EU-Staaten arbeiteten an Ideen zur besseren Durchsetzung des UN-Waffenembargos gegen Libyen, darunter eine Neuauflage von "Sophia".
Die 2015 gestartete EU-Mission hatte den Auftrag, Menschenschmuggel und Schleuser zu bekämpfen und beim Aufbau einer libyschen Küstenwache zu helfen. Die Schiffe wurden jedoch 2019 abgezogen. Denn sie hatten am Rande auch Migranten aus Seenot gerettet - insgesamt fast 50.000. Als Italien die Aufnahme verweigerte und sich die EU-Staaten nicht auf die Verteilung der Menschen einigen konnten, wurde die Marinemission ausgesetzt.