Rettungsschiff vor Lampedusa Hängepartie um "Open Arms" geht weiter
Das Angebot Spaniens, die Flüchtlinge an Bord nach Algeciras zu bringen, hat die Crew der "Open Arms" abgelehnt. Nun werden weitere Optionen geprüft, unter anderem einen näher gelegenen spanischen Hafen anzusteuern.
Die Hängepartie um die 107 verbliebenen Migranten an Bord der "Open Arms" geht weiter: Das Schiff liegt weiter vor der Küste Lampedusas, die Geretteten dürfen weiter nicht an Land. Das Angebot der spanischen Regierung, den Hafen Algeciras im Süden des Landes anzulaufen, hatten die Verantwortlichen auf dem Rettungsschiff abgelehnt.
Angesichts der Notlage an Bord sei die Fünf- bis Sechs-Tage-Fahrt "vollkommen undurchführbar", so die Hilfsorganisation "Proactiva Open Arms". Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters hat Spanien den Rettern eine weitere Option eröffnet: Das Schiff könne auch den nächstgelegenen Hafen in Spanien ansteuern. Aus dem Büro von Ministerpräsident Pedro Sanchez verlautete demnach allerdings, dass es noch keine Antwort darauf gegeben habe.
Keine Weiterfahrt nach Mallorca
Zwischenzeitlich gab es Berichte, dass die spanische Regierung der "Open Arms" Mallorca als sicheren Hafen angeboten hatte. Die Balearischen Inseln liegen etwas näher an der derzeitigen Position des Schiffs. Aus Madrid wurde dies jedoch dementiert: Es gebe keine solche Vereinbarung mit der italienischen Regierung.
Mit "adäquatem" Schiff nach Algeciras?
Die Nachrichtenagentur AP berichtet von einer weiteren Überlegung: Demnach habe der Kapitän der "Open Arms", Marc Reig Creus, den Vorschlag gemacht, die 107 Migranten auf einem "passenderen" Schiff unterzubringen und damit schneller nach Algeciras zu fahren.
Die Crewmitglieder berichteten den italienischen Behörden von katastrophalen Zuständen an Bord: Die Situation sei kaum noch zu regeln, die Migranten hätten Angst- und Panikattacken. Falls das Schlimmste passiere, seien Europa und der italienische Innenminister Matteo Salvini verantwortlich, schrieb die Organisation auf Twitter. In ihrer Verzweiflung waren am Sonntag mehrere Migranten ins Wasser gesprungen und hatten versucht, Lampedusa schwimmend zu erreichen. Crewmitglieder hatten sie wieder zurück auf die "Open Arms" gebracht.
Minderjährige Flüchtlinge durften am Samstag die "Open Arms" verlassen und wurden in den Hafen von Lampedusa gebracht.
Sechs Länder zu Aufnahme bereit
Auch diese Aktion ließ Italiens Innenminister und Lega-Chef Salvini unbeeindruckt. Er verweigert dem Schiff weiter die Einfahrt in einen Hafen und schimpfte auf Twitter, die "Open Arms" solle nach Spanien fahren. Das Schiff liege nur noch vor Lampedusa, um ihn und Italien zu provozieren.
Die Migranten sind inzwischen seit 17 Tagen an Bord des Rettungsschiffs, es liegt seit mehreren Tagen vor der Küsten Italiens. Sechs Länder - Frankreich, Deutschland, Rumänien, Portugal, Spanien und Luxemburg - hatten sich vergangene Woche bereit erklärt, die Migranten aufzunehmen.