Ukraine Wie stehen die Chancen für ein Kriegsende?
Zuletzt rückten russische Truppen im Osten der Ukraine vor. In den USA tritt Donald Trump in Kürze das Präsidentenamt an. Er will den Krieg rasch beenden. Wie sind die Perspektiven der Ukraine im Jahr 2025?
Das neue Jahr hat noch nicht begonnen. Doch schon jetzt zeichnet sich ab, dass es wohl ein weiteres schwieriges und düsteres Jahr für die Ukraine werden wird. Seit fast drei Jahren ist das Land im Krieg. Im Osten gelingt es Russland zunehmend, neue Gebiete zu besetzen. Es sind kleine Dörfer, die mit großen Verlusten erobert werden. Doch die russische Armee rückt vor.
Gleichzeitig steigt die Zahl der zivilen Opfer in der Ukraine. Seit Beginn der Großinvasion im Jahr 2022 gab es laut UN-Angaben mehr als 12.000 Tote. Allein 2024 wurden mehr als 300 Zivilisten durch russische Luftangriffe getötet und über 1.800 Menschen verletzt.
Die Erwartungen an das neue Jahr sind deshalb bei vielen nicht allzu groß. "Hoffnung gibt es immer", sagt Andrij Schechora, ein 26-jähriger Fitnesstrainer. Doch nach den vergangenen Jahren sei es schwer, noch irgendetwas von 2025 zu erwarten. "Natürlich wollen wir unsere Ruhe", sagt Anna Usowa. Die 23-Jährige arbeitet in einem Café. "Aber mir scheint es so, als ob das unmöglich ist. Die Menschen sind an den Krieg gewöhnt, ich merke es an mir selbst."
"Trump will, dass Europa alleine zurechtkommt"
Der Geschäftsmann Dmytro Jasjuk setzt seine Hoffnung in einen Mann. "Ich glaube, dass der Krieg 2025 endet, wenn Trump Präsident wird. Alle hoffen das", sagt der 35-Jährige. Am 20. Januar tritt Donald Trump sein Amt als Präsident in den USA an. Das könnte der erste möglicherweise entscheidende Moment im neuen Jahr für die Ukraine sein.
Im Wahlkampf hatte Trump erklärt, den Krieg schnell zu beenden. Nach einer Umfrage des Kiewer Internationalen Instituts für Soziologie glaubt eine Mehrheit von 45 Prozent, dass mit Trump der Frieden tatsächlich näher rücken könnte.
Der künftige US-Präsident wolle den Krieg unbedingt beenden, sagt Anatolij Amelin. Er ist Direktor der Denkfabrik Ukrainisches Institut für Zukunft. "Trump wird alles tun, um das zu erreichen, sogar die Hilfe für die Ukraine einstellen. Er will, dass Europa mit der europäischen Region allein zurechtkommt." Das bedeute, dass die Kosten und die Belastung für Europa im Bereich steigen, sagt der Experte.
Akzeptanz für Entsendung europäischer Truppen offen
Für einen Waffenstillstand werde die Ukraine für einen bestimmten Zeitraum auf einen NATO-Beitritt verzichten müssen, glaubt Amelin. Andere Sicherheitsgarantien seien daher notwendig. Europäische Länder müssten dann Sicherheitskontigente in die Ukraine entsenden. "Damit könnte in den dann entmilitarisierten Gebieten die Sicherheit gewährleistet werden und der ukrainische Luftraum vor russischen Drohnen und Raketen geschützt werden."
Der Vorschlag zur Entsendung europäischer Truppen, um einen Waffenstillstand zu sichern, kam bereits aus dem Umfeld des künftigen US-Präsidenten Trump. Ob die europäischen Staaten und auch Russland solchen Vorschlägen letztendlich aber zustimmen würden, bleibt ungewiss. Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte, man sei "natürlich nicht zufrieden" mit entsprechenden Ideen.
Waffenstillstand vielleicht, Frieden nein
An ein wirkliches Ende des Krieges und einen echten Frieden im Jahr 2025 glaubt Amelin nicht. Der Konflikt würde höchstens eingefroren. Russland wolle die Ukraine vernichten, so der Experte. Falls es zu einem Waffenstillstand kommt, könne der Krieg danach jederzeit wieder aufflammen.
Doch zumindest ein positives Signal gab es zum Ende des alten Jahres. Am Montag hatten die Ukraine und Russland Kriegsgefangene ausgetauscht. Laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sind 189 Ukrainer aus russischer Kriegsgefangenschaft befreit worden. Unter ihnen waren laut Angaben des zuständigen Koordinierungsstabes für Belange von Kriegsgefangenen auch Verteidiger des Asowstahlwerkes in Mariupol. Bevor diese sich ergaben, hatten sie im Frühjahr 2022 zwei Monate das Stahlwerk gegen die russische Armee verteidigt.
Eine Zahl der ausgetauschten russischen Kriegsgefangenen nannten die ukrainischen Behörden nicht. Vom russischen Verteidigungsministerium hieß es stattdessen, es seien jeweils 150 Kriegsgefangene auf jeder Seite ausgetauscht wurden. Beide Seiten dankten den Vereinigten Arabischen Emiraten für ihre Vermittlung.