Mehrere Einsätze Hunderte Menschen auf Mittelmeer gerettet
Verschiedene Hilfsteams haben in den vergangenen Tagen mehrere Hundert Menschen auf dem Mittelmeer gerettet. Auch deutsche Organisationen waren im Einsatz. Für Probleme und Kritik sorgen die zugewiesenen Häfen.
Seenotretter deutscher Hilfsorganisationen haben im Mittelmeer zahlreiche Migranten an Bord ihrer Schiffe genommen. Sea-Watch steuerte mit 72 Menschen auf dem 14 Meter langen Rettungsboot "Aurora" die süditalienische Insel Lampedusa an, wo die Geretteten am Abend an Land gingen, wie die Organisation auf dem Online-Portal X (vormals Twitter) mitteilte.
Helfer von Sea-Eye retteten nach eigenen Angaben innerhalb von 72 Stunden 114 Menschen, die auf Kunststoffbooten in internationalen Gewässern zwischen Malta und Kreta unterwegs waren. Vier Menschen auf dem dritten gefundenen Boot seien bewusstlos gewesen und auf dem Rettungsschiff versorgt und stabilisiert worden. Unklar sei, welchen Hafen die Behörden dem Schiff zuweisen werden.
Seenotretter schlagen Alarm
Der "Aurora" war nach Angaben von Sea-Watch von den italienischen Behörden erst der Hafen in Trapani im Nordwesten Siziliens zugewiesen worden. In Mitteilungen schlugen die Seenotretter Alarm, der Hafen sei mangels Treibstoff unerreichbar für die Crew, und das Trinkwasser gehe aus. Schließlich teilte Sea-Watch mit, eine Genehmigung bekommen zu haben, die Migranten auf die deutlich näher gelegene Insel Lampedusa zu bringen.
Seit Jahren versuchen Migranten, mit oft seeuntauglichen Booten insbesondere von den Küsten der nordafrikanischen Länder Libyen und Tunesien aus nach Italien zu kommen. In diesem Jahr haben laut der italienischen Regierung bereits knapp 103.000 Menschen (Stand 18. August) auf Booten das Land erreicht - mehr als doppelt so viele wie im Vorjahreszeitraum.
Die zivilen Seenotretter sind der Rechtsregierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni ein Dorn im Auge. Immer wieder werden ihnen weit von der Such- und Rettungszone entfernte Häfen zugewiesen.
Fast 200 Menschen an Bord
Ein weiteres Schiff, die "Open Arms", nahm derweil Kurs auf den toskanischen Hafen Carrara. An Bord seien 195 Menschen, darunter Frauen und Kinder, teilte Open Arms auf X mit. Eine jüngere Person sei in der Nacht aus medizinischen Gründen nach Lampedusa gebracht worden.
Das Schiff soll den Angaben zufolge am Dienstag den von den Behörden zugewiesenen Hafen von Carrara erreichen. Die insgesamt viertägige Fahrt dorthin bedeute unnötiges Leid für die Geretteten und die "Open Arms" könne in dieser Zeit keine weiteren Rettungsaktionen unternehmen, kritisierte die Open Arms Foundation.
Mehrere Einsätze vor Griechenland
Auch in der Ägäis retteten griechische Einsatzkräfte weitere 75 Migranten aus Schlauchbooten. Ein Patrouillenboot habe am Morgen 41 Menschen in einem Schlauchboot entdeckt, das vor der Insel Lesbos trieb, teilte die Küstenwache mit. Alle Insassen seien in Sicherheit und in ein Aufnahmezentrum auf der Insel gebracht worden.
Zuvor hatte sich ein Schiff der Küstenwache vor der Insel Arkii eine Verfolgungsjagd mit einem Schlauchboot geliefert. Die Migranten unter den 17 Insassen wurden nach Patmos gebracht. Ein Mensch wurde wegen Verdachts auf Menschenschmuggel festgenommen.
Bereits am späten Freitagabend war den Angaben zufolge ein weiteres Boot mit 17 Menschen an Bord vor der Insel Samos gefunden worden. Einer von ihnen sei medizinisch behandelt worden, die Übrigen seien in ein Aufnahmezentrum auf Samos gebracht worden, hieß es.
Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind seit Beginn des Jahres mehr als 2.200 Flüchtlinge und Migranten bei der Überquerung gestorben oder sie werden vermisst.