Krönung von König Charles Kolonialer Schatten auf britischer Krone
Kurz vor der Krönung von Charles III. fordern Indigene eine Entschuldigung für "Jahrhunderte des Rassismus". Der Blick der Ex-Kolonien auf die Krone wird kritischer. Ist der neue König zu einer solchen offiziellen Geste bereit? Von C. Prössl.
Am 30. November 2021 endete für den Inselstaat Barbados eine Epoche. In einer Zeremonie wurde die Königliche Standarte eingeholt, die Fahne des britischen Monarchen. Von dem Tag an war die Queen nicht mehr das Staatsoberhaupt. Barbados ist nun eine Republik.
Es war ein bemerkenswerter Schritt für eine Insel, die Klein-England genannt wird, weil hier die Autos auf der linken Straßenseite fahren, wo Cricket gespielt wird und ein Badeort Brighton heißt, so wie das Ausflugsziel am Meer, südlich von London.
Erinnerung an dunkle Vergangenheit
Doch für die Menschen auf Barbados war die Tatsache, dass der britische Monarch das Staatsoberhaupt war, auch die Erinnerung an eine dunkle Vergangenheit.
Im 17. Jahrhundert siedelten die Briten zahlreiche Sklaven aus Afrika hier an, die in den Zuckerrohr-Plantagen arbeiten mussten. England wurde Kolonialmacht, Händler machten ein Riesengeschäft, das Königshaus verdiente mit.
Insgesamt zwölf britische Monarchen seien an der Finanzierung von Sklaverei beteiligt gewesen, hätten diese unterstützt oder anderweitig davon profitiert, sagt Corinne Fowler, Professorin für Kolonialgeschichte an der Universität Leicester.
Zunächst Gold, später Sklaven
Im 17. Jahrhundert wurde die Gesellschaft Royal African Company gegründet, in der Händler organisiert waren, um zunächst Gold aus Afrika zu importieren, später Sklaven.
Der damalige König Charles II. investierte, sein Bruder leitete das Unternehmen. Als James II. bestieg dieser dann 1685 den Thron. "James II. war der größte Anteilseigner der Royal African Company und verdiente viel Geld durch den Sklavenhandel", sagt Corinne Fowler.
Charles ging bereits auf Vorwürfe ein
Charles III. kennt die Geschichte des Sklavenhandels, er kennt die Vorwürfe, die gegenüber den Monarchen gemacht werden. Und er ist auf diese Vorwürfe bereits eingegangen, zum Beispiel im März 2022 beim Treffen der Commonwealth-Staaten in Ruanda:
Ich kann die Trauer nicht beschreiben, die ich spüre, angesichts des Leidens so vieler. Ich möchte noch besser verstehen, welchen Auswirkungen die Sklaverei hatte.
Eine Entschuldigung war das nicht, denn das würde Reparationsforderungen erleichtern, und soweit ist das Königshaus noch nicht. Aber es war ein Ausdruck tiefer Betroffenheit.
Indigene fordern Entschuldigung
In einem Brief haben nun die Vertreter aus zwölf Staaten des Commonwealth den Monarchen genau dazu aufgefordert. Sich für die "Jahrhunderte des Rassismus" und das "Erbe des Völkermordes" zu entschuldigen, heißt es da.
Unterschrieben wurde der Brief von Gruppen aus Australien, mehreren karibischen Staaten und Vertretern aus Kanada, Neuseeland und Papua-Neuguinea.
Verantwortung kaum mehr zu leugnen.
König Charles III. habe seine Unterstützung zur Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit deutlich gemacht, sagt Historikerin Fowler. Sie geht sogar davon aus, dass er eine Entschuldigung aussprechen könnte.
Die Verantwortung könne nicht mehr geleugnet werden, die Verwicklungen der Monarchen seien eigentlich gut aufgearbeitet, sagt Fowler. Dennoch hat Charles III. einer weiteren Untersuchung zugestimmt.
Die Monarchie ist "befleckt"
Der Buckingham Palace gewährt etwa der Historikerin Camilla de Koning für ein Promotionsprojekt uneingeschränkten Zugang zu den Royal Archives und der Royal Collection. Auch Prinz William hat bei einem Besuch in Jamaika das Thema Sklaverei als "abscheulich" bezeichnet.
Das Thema werde die Geschichte Großbritanniens und der Monarchie "für immer beflecken".