Amsterdam Proteste bei Eröffnung von Holocaust-Museum
In Amsterdam erinnert nun ein Museum an die Verfolgung der niederländischen Juden. Bei der Eröffnung war auch Israels Präsident Herzog dabei. In der Nähe kam es zu Protesten gegen Israels Angriffe in Gaza.
Begleitet von Protesten gegen Israels Angriffe im Gazastreifen ist in Amsterdam das neue Nationale Holocaust-Museum eröffnet worden. Hohe Staatsvertreter, darunter der israelische Präsident Izchak Herzog, warnten bei der Feierstunde vor wachsendem Antisemitismus.
"Antisemitismus und Hass blühen erneut weltweit", beklagte Herzog. Er rief dazu auf, dagegen zu kämpfen. "Niemals wieder beginnt jetzt." Herzog rief auch dazu auf, für die von der militant-islamistischen Hamas am 7. Oktober genommenen jüdischen Geiseln und Frieden zu beten.
Der niederländische König Willem-Alexander forderte, sich gegen Antisemitismus zu wenden. "Giftige Worte und Taten können zu einer tödlichen Dynamik führen."
Mehrere Protestaktionen in der Stadt
Nahe der Feier in der "Portugiesischen Synagoge" demonstrierten mehrere Tausend Menschen gegen Israels Angriffe auf die palästinensische Zivilbevölkerung und gegen den Besuch von Herzog. In Sprechchören warfen sie Israel Massenmord vor. Protestaktionen gab es an mehreren Stellen in der Stadt. Bei der Demonstration kam es auch vereinzelt zu Zusammenstößen mit der Polizei.
Eine jüdische und antizionistische Organisation aus den Niederlanden, die den Protest gemeinsam mit der Niederländischen Palästinensischen Gemeinschaft und der Sozialistischen Internationale organisiert hatte, erklärte: Sie gedenke zwar der Opfer des Holocaust, könne aber nicht zusehen, wie der Krieg im Gazastreifen fortgesetzt werde.
Demonstranten protestieren bei der Eröffnung des Nationalen Holocaust-Museums in Amsterdam.
Schwesig vertritt deutsche Seite
Die Präsidentin des Bundesrates, Manuela Schwesig, die von deutscher Seite an der Eröffnung teilnahm, sagte: "Wir müssen den Anfängen wehren, gemeinsam, überall in Europa." Die aktuellen Demonstrationen in Deutschland gegen Hass, Gewalt und Rechtsextremismus zeigten: "In unserer Gesellschaft ist kein Platz für Antisemitismus." Die Ministerpräsidentin Mecklenburg-Vorpommerns vertrat den Bundespräsidenten bei der Feier.
Schwesig nahm auch Bezug auf den Angriff von Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober in Israel mit 1.200 Toten. Es sei schockierend, dass Juden erneut Opfer von Hass, Gewalt und Morde geworden seien. Die Anwesenheit des israelischen Präsidenten bei der Eröffnung sei eine besondere Geste.
Kritiker verwiesen aber auf umstrittene Äußerungen Herzogs zum Nahost-Krieg. Die waren auch vom Internationalen Gerichtshof im Völkermord-Verfahren gegen Israel als problematisch zitiert worden. Im Januar hatte das höchste UN-Gericht Israel aufgetragen, alles zu tun, um Völkermord im Gazastreifen zu verhindern.
Fotos, Filme und Installationen
Das Holocaust-Museum in Amsterdam erinnert an die Geschichte der Verfolgung der niederländischen Juden. Mit Objekten, Fotos, Filmen sowie Installationen erzählt das Museum die Geschichte der systematischen Verfolgung, die zum Massenmord führte. Ein Raum ist von oben bis unten tapeziert mit den Rassengesetzen und Verordnungen über den Ausschluss der Juden. In Vitrinen sind aber auch persönliche Objekte einiger Menschen zu sehen. Wie etwa eine Puderdose, ein Kinderkleidchen, der Pinselhalter eines Malers.
Das Museum ist an dem Ort in Amsterdam, an dem sich ein Teil der Verfolgung selbst abgespielt hatte und die meisten Juden in die Lager deportiert worden waren. Aber dort befand sich auch eine Kinderkrippe, aus der etwa 600 Kinder gerettet wurden.
Im Zweiten Weltkrieg wurden nach Einschätzung von Historikern etwa 102.000 jüdische Niederländer von deutschen Nationalsozialisten ermordet. Damit zählen die Niederlande - wie Polen oder Litauen - zu den Ländern Europas, in denen mehr als 70 Prozent der jüdischen Menschen ermordet wurden.
In einer früheren Version dieses Artikels war unter Bezug auf eine Nachrichtenagentur davon die Rede, dass in den Niederlanden im Verhältnis zur Gesamtzahl so viele jüdische Menschen ermordet wurden, wie in keinem anderen europäischen Land. In Ländern wie Polen oder Litauen war der Anteil allerdings ähnlich hoch oder noch höher. Wir haben den entsprechenden Abschnitt korrigiert.
Mehr zum Hintergrund dieser und anderer Korrekturen finden Sie hier: tagesschau.de/korrekturen