Erneuerbare Energien EU setzt Zielmarke deutlich höher
Ursprünglich sollte der Anteil erneuerbarer Energien bis zum Jahr 2030 bei 32 Prozent liegen. Doch die EU-Staaten setzen ihr Ziel bis zu diesem Zeitpunkt nun deutlich höher: auf 45 Prozent. Das bedeutet eine Verdoppelung des bisher Erreichten.
Mehr Solar-, Wasser- und Windkraft: Statt bisher 32 Prozent nimmt sich die EU vor, den Anteil erneuerbarer Energien bis zum Jahr bis 2030 auf 45 Prozent zu erhöhen. Einer entsprechenden Richtlinie stimmten die EU-Mitgliedstaaten am Freitag zu, wie das Bundeswirtschaftsministerium mitteilte.
Wirtschaftsminister Robert Habeck sprach von einem großen Erfolg für erneuerbare Energien. Für Deutschland bedeute der Beschluss, dass die Ausbauziele für Windkraft und Solaranlangen durch EU-Vorgaben untermauert und verbindlich gemacht würden, so der Grünen-Politiker. Außerdem gäben die EU-Zielwerte einen Rahmen für einen weiteren Ausbau.
Habeck: "Boom an Investitionen"
Bis Ende 2021 wurde nach Angaben von Staatssekretär Sven Giegold ein Anteil von EU-weit knapp 22 Prozent an erneuerbaren Energien erreicht. Die Richtlinie bedeute, dass jährlich 100 Gigawatt Wind- und Solaranlagen in der EU installiert werden müssten, so der Grüne. Das entspreche 17 Fußballfeldern Photovoltaik und außerdem 16 Windrädern an Land und vier zur See - täglich.
"Insbesondere Wind- und Solarenergie werden doppelt so schnell wie bislang vorgesehen ausgebaut", betont Minister Habeck. Dadurch werde ein Boom an Investitionen in dem Bereich ausgelöst und Deutschland werde unabhängiger von Energieimporten.
Auch andere Sektoren betroffen
Die Einigung der EU-Staaten bezieht sich neben dem Sektor Strom auch auf die Bereiche Wärme, Verkehr und Industrie. In diesen Sektoren gelten künftig in jedem einzelnen Land verbindliche Ziele, wie viel erneuerbare Energien genutzt werden sollen. Wenn ein Land die Sektorziele nicht einhält, drohen Vertragsverletzungsverfahren.
In Deutschland muss die Industrie im Jahr 2030 demnach in großem Umfang Wasserstoff aus erneuerbaren Energien nutzen. Die EU-Pläne sehen vor, dass der genutzte Wasserstoff bis 2030 zu 42 Prozent und bis 2035 zu 60 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen stammen muss.
Ausnahmen gibt es für Länder, die einen besonders geringen Anteil an Wasserstoff aus fossilen Brennstoffen wie Öl und Gas verbrauchen und die Ausbauziele für erneuerbare Energieträger erreichen. Sie können 20 Prozent ihres Anteils an erneuerbarem Wasserstoff durch Wasserstoff aus anderen Energiequellen ersetzen - inklusive Atomkraft.
Genehmingungsverfahren beschleunigt
Auch die Genehmigungsverfahren haben die EU-Mitgliedstaaten beschleunigt. Genehmingungsprozesse für neue Projekte mit erneuerbaren Energien dürfen demnach in bestimmten Gebieten nicht länger als zwölf Monate dauern.
Im Flugverkehr soll der Anteil der Treibstoffe aus erneuerbaren Energien deutlich steigen - von 1,2 Prozent e-Fuels im Jahr 2030 auf 35 Prozent im Jahr 2050. Im Zieljahr 2050 sollen insgesamt mindestens 70 Prozent erneuerbare Flugkraftstoffe eingesetzt werden. Neben e-Fuels sind das auch Biokraftstoffe aus Rest- und Abfallstoffen.