Ein Jahr Duterte Der Killer im Amt
Seit einem Jahr ist Rodrigo Duterte Präsident der Philippinen. Der selbsternannte "Vollstrecker aus dem Süden" geht mit aller Härte gegen Drogen im Land vor - und schreckt auch vor Auftragsmorden nicht zurück. Seine Zustimmungsraten sind sensationell.
Er habe in seinen Jahren als Bürgermeister von Davao die Metropole im Süden von der Verbrechenshauptstadt zu einem sicheren Ort gemacht, so behauptet Rodrigo Duterte. Und das wollte er auch mit den ganzen Philippinen machen. "Die Kampagne gegen Drogen geht weiter. Viele werden getötet, bis der letzte Dealer von der Straße verschwindet", sagt Duterte heute.
"Ich wusste, dass das, was in Davao passiert, sich hier wiederholen würde", erzählt Vater Amado Picardal, ein erklärter Gegner Dutertes. 16 Jahre lang hat er als Priester in Davao gesehen, wie die Stadt erbarmungslos gesäubert wurde. "Eine Frau hat vier Söhne verloren durch die Todesschwadrone, und ich habe sie beerdigt. Duterte hat selbst gesagt: Hier gibt es 1000 Tote. Wenn ich Präsident bin, werden es 100.000 sein. Sein Handeln ist ein lokales Problem, das jetzt national geworden ist", so der Priester.
"Ich bin froh darüber"
Bis zu 9000 Tote gab es bisher in Dutertes Krieg gegen Drogen - durch die Polizei oder durch Todesschwadrone im Auftrag der Polizei. Menschenrechtsorganisationen sind empört, Angehörige gehen auf die Straße, ein philippinischer Anwalt hat jetzt Klage gegen Duterte vor dem Internationalen Strafgerichtshof eingereicht - wegen Massenmord und Verbrechen gegen die Menschheit. Das seien alles Fake News, sagte gestern noch ein philippinischer Senator vor der UN-Menschenrechtskommission: Es gebe keine neue Welle von unrechtmäßigen Tötungen. Unter den bisherigen Regierungen habe es 11.000 bis 16.000 solcher Tötungen gegeben.
Wer nicht direkt betroffen ist oder aber von außen auf das Land schaut, unterstützt Dutertes Kurs. In ärmeren Vierteln der Hauptstadt Manila genauso wie in schicken Shoppingtempeln, von Gastwirten bis zu Professorinnen: Er mache es genau richtig, vor allem was die Drogensüchtigen betrifft, heißt es dann. "Was auch immer die anderen Länder sagen: Ich bin froh darüber. Es ist nicht perfekt, aber die Situation erfordert solche Maßnahmen."
Drogenkriminalität als Symptom
Solche Maßnahmen, das heißt: Quasi hingerichtete Menschen, die auf einer sogenannten Todesliste standen - Drogensüchtige, Kleindealer, oft noch Jugendliche - liegen in ihrem eigenen Blut auf der Straße. Man könne sie doch nicht wie Kakerlaken vernichten, sagen Teilnehmer eines Reha-Programms. Sie haben sich gestellt und wollen clean werden: "Ich tue das, um meiner Familie zu zeigen, dass ich mich ändern kann. Ich möchte meinem Kind zum Schulabschluss schenken, dass ich nicht mehr auf der Todesliste stehe", erzählt ein Mann.
Aber was kommt danach? Drogenkriminalität sei nur ein Sympton, erzählt Gefängnisinspektor Jayrex Joseph Cabral Bustinera. Von den Insassen in seinem Gefängnis in Quezon City haben 86 Prozent keinen ordentlichen Schulabschluss, keine mittlere Reife oder sogar keinen Grundschulabschluss. Sie können keinen Lebensunterhalt verdienen. "Was erwarten Sie von ihnen? Das Gefängnis spiegelt wirklich die Gesellschaft draußen wieder. Die Drogen sind nicht das Problem, sondern schlechte Bildung und fehlende Existenzgrundlagen", sagt er.
Duterte vergleicht sich mit Hitler
Für Rodrigo Duterte ist die Vorgehensweise umgekehrt, erst mit der Kriminalität aufräumen, dann kommt der Rest. "Hitler hat drei Millionen Juden getötet. Es gibt drei Millionen Drogenkriminelle hier. Ich wäre sehr glücklich, wenn ich sie auch abschlachten könnte. Ich will das Problem meines Landes ausräumen und die nächste Generation retten", sagt der Präsident der Philippinen.
Für Vater Amado Picardal ein klarer Fall von Messiaskomplex: "Er denkt, er sei ein Instrument von Gottes Strafe, oder er sei Gott selbst. Es geht um Macht. Er identifiziert sich als die Philippinen, es geht also um ihn allein. Und das ist sehr gefährlich."