Philippinischer Präsident Duterte prahlt mit Tötungen
"Tötet die Drogendealer" war Rodrigo Dutertes Botschaft im Wahlkampf. Seit Juli ist er Präsident der Philippinen, seitdem wurden 5000 Menschen im Anti-Drogen-Kampf erschossen. Jetzt gab Duterte zu, auch selbst mehrfach zur Waffe gegriffen zu haben.
Die "Duterte!"-Rufe sind auch nach fast einem halben Jahr nicht verklungen. Wo immer der philippinische Präsident öffentlich auftritt, da jubeln sie ihm frenetisch zu. Dabei hatten die politischen Analysten und Kommentatoren schon nach seinem Wahlsieg vorausgesagt, Rodrigo Duterte werde seine Wähler sehr schnell enttäuschen. Er sei ein Populist und Großmaul ohne wirkliches politisches Programm. Lediglich mit einer einzigen Botschaft: Tötet die Drogendealer!
Erfolg - die sublime Rechtfertigung jeder Infamie. Der Schriftsteller Klaus Mann hat das einst gesagt. Und Duterte hat Erfolg. Er hat dafür gesorgt, dass Kindern keine Drogen mehr verkauft werden. Dass die Straßen wieder sicher sind, weil die Gangs sich verkrochen haben aus lauter Angst, von der Polizei erschossen zu werden. Dass der 71-jährige Präsident dabei die Rechtstaatlichkeit mit Füßen tritt, ist den meisten Philippinern egal. 2000 mal töteten Beamte mit der Dienstwaffe in nur fünf Monaten, 3000 mal ermordeten Todesschwadrone Verdächtige.
"Wenn ich es tun kann, wieso könnt ihr es nicht?"
Gerüchte gab es schon lange, Duterte habe als Bürgermeister von Davao einst auch persönlich einen Menschen getötet. "Nicht einen - es waren mindestens drei", protzte der Präsident jetzt in einer Rede vor Wirtschaftsführern im Präsidentenpalast von Manila. "Ich tat es persönlich. Einfach um den Polizisten zu zeigen: Wenn ich es tun kann - wieso könnt ihr es nicht? Ich bin mit einem schweren Motorrad herumgefahren auf der Suche nach Ärger, um jemanden töten zu können."
Populär dank ständigen Tabubrüchen
"Ich könne auch auf der Fifth Avenue jemanden erschießen und die Leute würden mich trotzdem wählen", hat Donald Trump im Wahlkampf gesagt. So ähnlich ist es auch mit Duterte. Seine Popularität speist sich auch aus dem ständigem Tabubruch. Die UN wollen wegen der Tausenden Toten einen Beobachter auf die Philippinen schicken, doch Duterte verweigert die Einreise. Die EU äußert sich besorgt und Duterte sagt wörtlich: "Fickt Euch." Präsident Barack Obama mahnt zur Mäßigung, und Duterte nennt ihn Hurensohn. Und der Papst: auch ein Hurensohn.
Hitler habe drei Millionen Juden massakriert, sagte Duterte kürzlich. Die Zahl war falsch, aber seine Schlussfolgerung drastisch: "Auf den Philippinen gibt es drei Millionen Drogensüchtige, die würde ich auch mit Vergnügen abschlachten."
"Es kümmert mich einen Dreck, was der Rest der Welt sagt"
"Menschenrechte interessieren mich nicht“ ruft Duterte seinen Kritikern zu, und dass noch viel mehr Drogendealer sterben würden. Und deren Anwälte sollten sich am Besten auch warm anziehen. "Es kümmert mich einen Dreck, was der Rest der Welt dazu sagt."
Menschenrechtsaktivisten sehen in dieser Hemmungslosigkeit langfristig jedoch die Chance, Duterte irgendwann anklagen zu können vor dem Internationalen Gerichtshof für Menschenrechte. Es ist jedoch zweifelhaft, dass ihn das ängstigt. Womöglich ist das die größte Gefahr solcher Populisten. Nicht, dass die Realität sie über kurz oder lang demaskiert - sondern dass sie genau so sind, wie sie es versprochen haben.