Philippinen Proteste gegen den "Anti-Drogen-Krieg"
Auf den Philippinen haben Tausende von Menschen gegen den "Anti-Drogen-Krieg" der Regierung von Präsident Duterte protestiert. Seit dessen Amtsantritt starben bereits mehr als 6000 Menschen bei sogenannten "außergerichtlichen Tötungen".
Zehntausende Katholiken haben in Manila gegen den "Anti-Drogen-Krieg" der philippinischen Regierung und die geplante Wiedereinführung der Todesstrafe protestiert. Zu der Massenkundgebung hatte die Bischofskonferenz des mehrheitlich katholischen Landes aufgerufen. Die Demonstration begann noch vor der Morgendämmerung, zu einem Zeitpunkt, an dem nach Angaben von Erzbischof Socrates Villegas die meisten Opfer von Dutertes Politik auf den Straßen gefunden werden. "Wir können nicht lehren, dass Töten falsch ist, indem wir diejenigen umbringen, die töten", erklärte er.
Präsident Rodrigo Duterte verteidigte dagegen sein Vorgehen gegen Drogenkriminelle. Dieses sei "im Großen und Ganzen erfolgreich", sagte er bei dem Besuch einer Militärakademie. Das Problem sei aber komplexer, als er ursprünglich gedacht habe. "Zum Schutz der Bürger, nicht zur gesellschaftlichen Kontrolle," benötige er deshalb auch die Hilfe des Militärs.
"Wir müssen Stellung beziehen"
An der bislang größten Protestkundgebung gegen Dutertes Kampf gegen die Drogenkriminalität beteiligten sich nach Angaben der Organisatoren rund 20.000 Menschen, die Polizei sprach von 10.000 Demonstranten. "Wir müssen Stellung beziehen. Dies ist eine Art Machtdemonstration der Gläubigen gegen außergerichtliche Tötungen", sagte Manilas Bischof Broderick Pabillo am Rande der Demonstration. Erzbischof Luis Tagle, der höchste Kirchenträger der Philippinen, sprach in einer Rede von einer "Kultur der Gewalt", die zunehmend zur Normalität werde.
An der Kundgebung beteiligte sich auch die Senatorin Leila de Lima, eine der vehementesten Gegnerinnen Dutertes. Die Regierung erstattete am Freitag Strafanzeige gegen die ehemalige Menschenrechtskommissarin - sie soll demnach während ihrer Zeit als Justizministerin unter Präsident Benigno Aquino mit Hilfe von Häftlingen einen Drogenschmugglerring geleitet haben. De Lima, die in den Vorwürfen einen Versuch der Regierung sieht, sie zum Schweigen zu bringen, rechnet mit ihrer baldigen Festnahme. Dennoch habe sie sich aus "Solidarität" zur Teilnahme an der Demonstration entschlossen: "Solange ich kann, werde ich kämpfen", sagte sie.
Staatlich verordnete Gewalt
Duterte hatte nach seinem Amtsantritt im Juni 2016 einen unbarmherzigen "Krieg" gegen die Drogenkriminalität angeordnet. Seitdem wurden mehr als 6000 Menschen getötet, viele von ihnen wurden Opfer sogenannter außergerichtlicher Tötungen. Lange hatte die katholische Kirche als eine der ältesten und mächtigsten Institutionen des Landes zu Dutertes Kampagne geschwiegen. Doch angesichts der rapide steigenden Zahl der Opfer setzt sie sich seit Ende des vergangenen Jahres zunehmend für ein Ende der staatlich verordneten Gewalt ein.