Coronavirus Mehr Tote als bei SARS-Pandemie
In China sind inzwischen 811 Menschen an den Folgen der Ansteckung durch das Coronavirus gestorben - das sind mehr Tote als bei der weltweiten SARS-Pandemie 2002/2003. Mehrere deutsche Rückkehrer aus Wuhan sind in Europa angekommen.
Die Zahl der Todesopfer in China durch das neuartige Coronavirus ist auf 811 angestiegen. Das teilten die chinesischen Gesundheitsbehörden mit. Damit starben mehr Menschen durch das neuartige Coronavirus als bei der ebenfalls durch ein Coronavirus verursachten SARS-Pandemie 2002/2003. Durch die Atemwegserkrankung SARS waren 2002/2003 in Festlandchina und Hongkong fast 650 Menschen gestorben, weltweit 774.
Den Angaben aus Hubei zufolge wurden seit Samstag 2656 weitere Fälle von Ansteckungen mit dem neuartigen Coronavirus verzeichnet. Die Gesamtzahl der Ansteckungsfälle in China wuchs damit auf knapp 37.200. Hubei ist das Zentrum der Epidemie, von der dortigen Millionenmetropole Wuhan hatte der Erreger seinen Ausgang genommen.
Sterberate ist vergleichsweise niedrig
Obwohl es also inzwischen mehr Opfer gibt als bei der SARS-Epidemie, ist die Sterberate des Coronavirus mit rund zwei Prozent deutlich niedriger. Bei SARS lag sie nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation bei fast zehn Prozent. Bei MERS im Jahr 2012 sogar bei rund 35 Prozent. Zudem deutet sich an, dass ein sehr großer Teil der Infektionen mit dem Coronavirus vergleichsweise milde verläuft. Viele dieser milden Fälle sind nach Einschätzung von Experten noch gar nicht erfasst, so dass die Sterberate eher noch sinken werde.
20 Rückkehrer auf dem Weg nach Berlin
Eine britische Chartermaschine mit Rückkehrern aus Wuhan ist in Großbritannien angekommen. Das Flugzeug mit 200 Menschen an Bord - darunter etwa 20 Deutschen - landete auf dem Militärflughafen RAF Brize Norton nahe Oxford.
Die Bundesbürger sollen in eine Maschine der Luftwaffe umsteigen, um weiter nach Berlin zu fliegen. Sie werden in den kommenden Stunden in der Hauptstadt erwartet. Das Auswärtige Amt hatte sich gestern Abend per Twitter bei den britischen Behörden bedankt: "Guten Flug und großen Dank an die britischen Behörden für die große Hilfe!"
20 Deutsche sind unter den 200 Passagieren, die von China zum britischen Militärflughafen RAF Brize Norton geflogen wurden.
Nach ihrer Ankunft werden die deutschen Rückkehrer für 14 Tage isoliert. "Berlin ist gut vorbereitet", erklärte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci. "Alle Abläufe stehen." Zunächst sollen die Bundesbürger auf das Coronavirus getestet werden. Mit einem Ergebnis sei am Montag zu rechnen.
Eine Maschine der deutschen Luftwaffe hatte bereits am vergangenen Wochenende 126 Menschen aus Wuhan in der Provinz Hubei ausgeflogen. Bei zwei Passagieren wurde das Virus diagnostiziert. Insgesamt gibt es in Deutschland inzwischen 14 bestätigte Ansteckungsfälle.
Fünf Neuinfektionen in französischem Skigebiet
Frankreich meldete fünf Neuinfektionen mit dem Coronavirus. Nach Regierungsangaben wurde der Erreger bei fünf britischen Staatsbürgern festgestellt. Sie hätten in den französischen Alpen in derselben Unterkunft übernachtet wie ein weiterer Brite, der aus Singapur angereist und bei dem die Erkrankung kurz zuvor festgestellt worden sei. Unter den neu Infizierten ist auch ein Kind, das - den Angaben zufolge - in den vergangenen Tagen in Frankreich zwei Schulen besuchte. Allen fünf gehe es den Umständen entsprechend gut, die Symptome seien nur schwach ausgeprägt, sagte der Generaldirektor der Gesundheitsbehörde Jérôme Salomon auf einer Pressekonferenz. Insgesamt gibt es in Frankreich nun elf Coronavirus-Fälle.
Ermittlungen nach Tod eines chinesischen Arztes
Chinas staatliche Aufsichtskommission hat ein Ermittlerteam nach Wuhan entsandt, um den Tod des Arztes Li Wenliang zu untersuchen. Li hatte frühzeitig vor dem Ausbruch des neuartigen Virus gewarnt, wurde kurz darauf aber von der Polizei verwarnt und durfte zunächst nichts mehr darüber verbreiten. Später wurde bekannt, dass er selbst infiziert war. Inzwischen ist Li an der Lungenkrankheit gestorben.
Der Tod des 34-jährigen Augenarztes löste große Anteilnahme aus: Sein Schicksal symbolisiert für viele Chinesen die Folgen der Vertuschung und der langsamen Reaktion der Behörden.
Die medizinische Versorgung in der am stärksten betroffenen chinesischen Provinz Hubei hat sich nach offiziellen Angaben etwas verbessert. Die größten Hersteller von Schutzkleidung und Masken hätten ihre Arbeit wieder aufgenommen, sagt Vize-Gouverneur Cao Guangjing. Es gebe jedoch weiter Engpässe.
Mit Informationen von Axel Dorloff, ARD-Studio Peking