Neue slowenische EU-Kandidatin Bulc Umstrittene Quereinsteigerin
Mit Violeta Bulc nominiert Slowenien eine neue Kandidatin für die EU-Kommission. Die politische Quereinsteigerin ist erst seit kurzem Entwicklungsministerin - und in ihrer Heimat genauso umstritten wie die gescheiterte Alenka Bratusek.
Mit der neuen Kandidatin aus Slowenien hat EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker offenbar das nächste Problem im Haus. Denn wie die gescheiterte Alenka Bratusek ist auch Violeta Bulc schon zu Hause in Slowenien äußerst umstritten. Die 50-Jährige hat in Ljubljana und San Francisco Elektrotechnik und Informatik studiert, zuletzt führte sie als Unternehmensberaterin eine eigene Firma.
Politisch ist sie eine Quereinsteigerin, erst seit wenigen Wochen als Entwicklungsministerin und Vize-Regierungschefin im slowenischen Kabinett. In Brüssel ist sie völlig unbekannt.
"Sie hat breite fachliche Referenzen"
Der slowenische Regierungschef Miro Cerar, dessen Partei sich als liberal-konservativ einordnet, verteidigt Bulc: "Sie hat sehr breite fachliche Referenzen und auch Erfahrung in Kernbereichen der EU. Selbstverständlich ist sie voll und ganz europäischen Werten verbunden, was bestimmt eine der wichtigsten Bedingungen für einen solchen Posten ist."
Bulc selbst hat sich noch nicht zu ihrer Nominierung geäußert. Sie will offenbar ihr Vorstellungsgespräch Anfang kommender Woche bei Kommissionspräsident Juncker abwarten.
Auch der Koalitionspartner ist unzufrieden
Selbst innerhalb der slowenischen Regierungskoalition sorgt ihre Nominierung für Streit. Der Vorsitzende der mitregierenden Sozialdemokraten, Dejan Zidan, hatte für eine andere Kandidatin plädiert, die sozialdemokratische Europaabgeordnete Tanja Fajon. Nach der Entscheidung für Bulc sagte er: "Wir haben einen Kompromiss vorgeschlagen und nach Einstimmigkeit gesucht. Aber einen ernsthaften Versuch in Richtung Kompromiss hat es nicht gegeben. Wir wollen daraus keine Regierungskrise machen, aber das war eine falsche Entscheidung."
Ähnlich wie Zidan denken offenbar viele in Slowenien. Im Internet sind Kommentare zu lesen wie: "Die Komödie geht weiter" oder "Am besten sollte sich Juncker selbst die Kandidatin aussuchen, unsere Eliten sind dazu offenbar nicht in der Lage".
Hämische Kommentare im Internet
Besonders hämische Kommentare beziehen sich auf den Schamanismus, über den sich Bulc in früheren Interviews positiv geäußert hatte. Und es kursiert ein Foto, auf dem Bulc mit nackten Füßen über Glasscherben läuft. Alles keine guten Vorzeichen für eine Anhörung als EU-Kommissarin in Brüssel.
Sollte Bulc akzeptiert werden, so wird in slowenischen Medien spekuliert, werde sie ein weniger bedeutendes Ressort erhalten - etwa das jetzt für den Deutschen Günther Oettinger vorgesehene Ressort Digitales. Oettinger könnte dann in der Konsequenz Energiekommissar bleiben und als Vizepräsident einer der Stellvertreter von Juncker werden. Doch noch hat Bulc den Anhörungsprozess in Brüssel nicht überstanden.