Proteste in Belarus Es brodelt und brodelt
Die Gewalt in Belarus hat bereits Todesopfer gefordert: Heute soll einer der getöteten Demonstranten beigesetzt werden. Die Trauerfeier wollen Tausende zum Anlass nehmen, um erneut auf die Straßen zu gehen.
In Belarus werden auch heute wieder Proteste erwartet. Zum ersten Mal rief auch die Herausforderin von Präsident Lukaschenko, Swetlana Tichanowskaja, zu friedlichen Demonstrationen auf. Sie meldete sich aus dem Exil in Litauen per Videobotschaft. Die 37-Jährige rief die Bürgermeister aller belarussischen Städte auf, an diesem Wochenende friedliche Massen-Demonstrationen zu organisieren.
"Die Belarussen werden nicht mehr unter der alten Führung leben wollen", sagte sie. An Lukaschenkos Sieg glaube die Mehrheit nicht. "Wir haben immer davon gesprochen, dass wir die Wahl nur mit gesetzlichen, nicht gewaltsamen Methoden verteidigen werden. Doch den friedlichen Protest der Bürger hat der Staatsapparat in ein blutiges Massaker verwandelt." Die Lage sei kritisch.
"Die Lage ist kritisch", sagte Tichanowskaja.
Tichanowskaja forderte die politische Führung des Landes auf, die Gewalt zu stoppen und in einen Dialog einzutreten. Sie habe bereits begonnen, einen Koordinierungsrat zu gründen, um einen friedlichen Machttransfer sicherzustellen. Dem Rat könnten Fachleute, Vertreter der Zivilgesellschaft, Parteien, Gewerkschaften, Arbeitskollektive und belarussische Persönlichkeiten angehören.
Tichanowskaja bat vor allem die europäischen Länder, sie bei der Organisation eines Dialogs mit den Behörden zu unterstützen.
Lukaschenko verteidigt hartes Durchgreifen
Präsident Lukaschenko signalisierte bislang allerdings kein Interesse an Gesprächen mit der Opposition. Für ihn sind und bleiben die Proteste aus dem Ausland gesteuert. "Gehen Sie deshalb jetzt nicht auf die Straße", appellierte er an die Bürger. "Sie und unsere Kinder werden dort als Kanonenfutter verwendet."
Die Aggression gegen Belarus habe bereits begonnen. "Sagen Sie mir, was soll ein Soldat tun? Was soll ich in dieser Situation tun? Soll ich hier sitzen und warten, bis Minsk auf den Kopf gestellt wird? Dann können wir die Situation nicht mehr stabilisieren", so der Präsident.
Sicherheitskräfte in Stellung
Militärtechnik wurde bereits in der belarussischen Hauptstadt gesehen. Bislang griff die Armee aber nicht ein. Im Einsatz war und ist ein Großaufgebot an Polizisten und Sondereinsatzkräften.
Sie werden vermutlich auch am Mittag Aufstellung nehmen, wenn in Minsk einer der Männer, der bei den Protesten ums Leben gekommen ist, beigesetzt wird. In den sozialen Netzwerken war bereits gestern öffentlich dazu aufgerufen worden, zur Trauerfeier zu kommen.