Bethlehem Weihnachten im Zeichen des Krieges
Unter dem Eindruck des Krieges haben in Bethlehem die Weihnachtszeremonien begonnen. Gefeiert wird ohne Pilger und Festbeleuchtung. Auch die Mitternachtsmesse in der Geburtskirche dürfte in gedrückter Stimmung stattfinden.
Mit dem Einzug des katholischen Oberhaupts im Heiligen Land haben am frühen Nachmittag in Bethlehem im Westjordanland die christlichen Zeremonien zum Weihnachtsfest begonnen. Angeführt von rund 50 Pfadfindern begab sich der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, zu Fuß durch die Straßen der Stadt zur Geburtskirche. Statt Musikinstrumenten und Trommeln führten die Jugendlichen in diesem Jahr Transparente mit Aufschriften wie "Frieden für Gaza" oder "Selig sind die Friedensstifter" mit.
Palästinenser in Bethlehem fordern einen Stopp der Kämpfe im Gazastreifen.
Am Vormittag hatte Pizzaballa als höchster Vertreter der katholischen Kirche im Heiligen Land die traditionelle Weihnachtsprozession von Jerusalem nach Bethlehem absolviert. Allerdings wurde er bei der Autofahrt nur von wenigen Gläubigen und einigen Franziskanern begleitet. Wie jedes Jahr begann die Prozession am Jaffa-Tor der historischen Altstadt von Jerusalem und endete bei der Geburtskirche.
Keine Weihnachtsdekoration
Wegen des Kriegs im Gazastreifen finden die Gottesdienste und Weihnachtsfeiern diesmal in schlichter und stiller Form statt. Die Weihnachtsfeiern beschränken sich im ganzen Heiligen Land diesmal auf liturgische Gottesdienste. Feiern im Freien wurden abgesagt.
Bereits im November hatten die Oberhäupter der Kirchen in Jerusalem festgelegt, dass es wegen des Krieges im Gazastreifen keine Weihnachtsdekoration im Heiligen Land geben soll. Allerdings lehnten die Kirchenführer weitergehende Forderungen ab, dass Weihnachten wegen der Trauer um Gaza komplett abgesagt werden sollte. Nach den Lateinischen Katholiken feiern die Orthodoxen ihr Weihnachtsfest nach dem alten julianischen Kalender am 7. Januar, die Armenier zwei Wochen später.
"Heute würde Jesus in den Trümmern von Gaza geboren"
Die Stadt Bethlehem verzichtet auf Festbeleuchtung, auf einen Weihnachtsbaum und laute Musik. Am Rande des Vorplatzes ist eine Krippenszene mit schwarzen Figuren aufgebaut, die einer Kriegs- und Fluchtszene in Gaza nachempfunden ist, wie Bewohner erklärten. An der Fassade des Bürgermeisteramtes hängt ein großes Transparent mit der Aufschrift: "Palästina gab Jesus der Welt. Gib Palästina Freiheit und Gerechtigkeit".
Bei einer kurzen Kundgebung vor der Ankunft Pizzaballas forderte Bürgermeister Hanna Hanania Frieden und Solidarität der Weltgemeinschaft mit Bethlehem. Dies sei ein Jahr der Trauer wegen des Krieges in Gaza. Wie zu Zeiten des Königs Herodes würden auch heute unschuldige Kinder ermordet. "Wenn Jesus heute geboren würde, würde er in den Trümmern von Gaza geboren."
Auch Abbas eingeladen
In der Kirche, unter dessen Altar sich die Grotte befindet, in der nach der Überlieferung Jesus Christus vor mehr als 2.000 Jahren geboren worden sein soll, wird aber auch dieses Weihnachten die Mitternachtsmesse gelesen (23.30 Uhr Ortszeit). Dazu wurde wie üblich auch Palästinenserpräsident Mahmud Abbas eingeladen.
In einer Weihnachtsbotschaft äußerte Abbas die Hoffnung, dass das christliche Fest ein Ende des Sterbens im Gazastreifen bringen werde. Er betonte, die Palästinenser kämpften weiter für ihr Recht auf einen eigenen und souveränen Staat.
Kaum Pilger und Touristen vor Ort
Anders als im Vorjahr sind in diesem Jahr zu Weihnachten die Menschen von Bethlehem weitgehend unter sich. Auf dem Krippenplatz bildeten Polizisten und Journalisten die überwältigende Mehrheit der Besucher. Wegen der weltweiten Reisewarnungen sind diesmal kaum ausländische Pilger und Besucher nach in Bethlehem gekommen. Zudem ist seit dem 7. Oktober der Zugang von Jerusalem in die zehn Kilometer entfernte Kleinstadt praktisch abgeriegelt.
Die soziale Situation in der Stadt ist infolge der hohen Arbeitslosigkeit sehr angespannt. Die in normalen Zeiten umlagerten Geschäfte mit Souvenirs und Holzschnitzarbeiten sind geschlossen. Einige Straßen weiter herrscht im Suk weitgehend normales Leben.
Im Heiligen Land bilden die Christen nur noch eine sehr kleine Minderheit: Im Gazastreifen leben rund 1.000 Christen, bei insgesamt rund 2,2 Millionen Einwohnern. In Israel machen die Christen knapp zwei Prozent der rund zehn Millionen Bürger aus. Im Westjordanland sind es rund 1,5 Prozent der rund 3,2 Millionen Palästinenser. Auch in Bethlehem sind Christen mit knapp 30 Prozent inzwischen in der Minderheit.