Spannungen zwischen Israel und Iran USA verstärken Verteidigung in Nahost
Die Anzeichen für einen möglichen iranischen Vergeltungsschlag gegen Israel verdichten sich. Nun verlegen die USA weitere Kriegsschiffe und Kampfjets in den Nahen Osten. Vermittlungsversuche lehnt der Iran offenbar entschieden ab.
Im Nahen Osten bleibt die Lage angespannt. Während sich Israel auf einen Vergeltungsschlag von Seiten des Iran vorbereitet, verlegen die USA zusätzliche Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge in die Region. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin habe Marinekreuzer und Zerstörer, die ballistische Raketen abschießen könnten, beordert.
"Austin hat Anpassungen der US-Militärhaltung angeordnet, um den Schutz der US-Streitkräfte zu verbessern, die Unterstützung für die Verteidigung Israels zu erhöhen und sicherzustellen, dass die USA auf verschiedene Eventualitäten vorbereitet sind", so das Pentagon in einer Erklärung. Zusätzlich würde ein Kampfjet-Geschwader entsandt.
Die Ankündigung erfolgte, nachdem der Iran und seine Verbündeten Israel mit Vergeltung für die Tötung des Hamas-Anführers Ismail Hanija in Teheran sowie des Hisbollah-Kommandeurs Fuad Schukr in Beirut gedroht hatten. Zur Tötung Schukrs bekannte sich Israel, zur Tötung Hanijas äußerte es sich nicht.
Biden fordert erneut Abkommen über Waffenruhe
In einem Telefonat am Donnerstag, an dem auch Vizepräsidentin Kamala Harris teilnahm, versicherte US-Präsident Joe Biden dem israelischen Premier Benjamin Netanyahu, dass sich die USA angesichts "aller Bedrohungen durch den Iran" für die Sicherheit Israels einsetzen würden.
Dennoch sei er "sehr besorgt" angesichts der Lage im Nahen Osten, betonte der US-Präsident erneut am Freitag. Er forderte Netanyahu auf, schnell ein Abkommen über eine Waffenruhe im Gazastreifen zu schließen.
Trotz der angespannten Situation gehen die Verhandlungen zu einer möglichen Waffenruhe und einem Geiselabkommen weiter. Der israelische Premier habe die Entsendung einer Delegation zu weiteren Gesprächen in Kairo genehmigt, teilte das Büro des israelischen Ministerpräsidenten mit. Die Abordnung werde heute Abend oder morgen in die ägyptische Hauptstadt aufbrechen, hieß es.
Pistorius: Einsatz zum Schutz Israels würde Mandat erfordern
Deutschland plant bislang nicht, militärische Unterstützung in die Region zu schicken. Verteidigungsminister Boris Pistorius sagte am Rande eines Besuchs im Camp Bonifas an der Grenzlinie zu Nordkorea, eine militärische Unterstützung durch Material in welcher Form auch immer werde zu entscheiden sein, "wenn es ansteht". Er sei aber in aktuelle Gespräche, die in Berlin stattfinden, nicht involviert.
Auf die Frage, ob sich Deutschland wie die USA oder andere Partner an einer Operation zum Schutz von Israel beteiligen könnte, sagte Pistorius: Jede Beteiligung von deutschen Soldaten und Soldatinnen, "die für mich gerade völlig unvorstellbar ist", würde auch ein Mandat des Bundestags erfordern. Von daher stelle sich die Frage aktuell nicht.
Iran bezeichnet Forderungen nach Verhandlungen "inakzeptabel"
Der Iran hat unterdessen nach Angaben eines Nachrichtenportals alle Vermittlungsversuche des Auslands für eine friedliche Lösung im jüngsten Konflikt mit Israel zurückgewiesen. Die Forderungen diesbezüglich "von befreundeten und nicht-befreundeten" Staaten seien für Teheran inakzeptabel, zitierte Iran Nuances informierte Quellen.
Diese Vermittlungsversuche würden auch die iranische Entschlossenheit zu einem Vergeltungsschlag gegen Israel wegen des tödlichen Anschlags auf Hamas-Auslandschef Hanija in Teheran nicht verringern, so der Bericht.
Israel warnt den Iran vor "schmerzhaftem Preis"
Auch Vertreter Israels äußerten sich deutlich: Im Falle eines Angriffs werde es eine weitaus härtere Gegenreaktion als nach der iranischen Attacke im April geben, sagte Israels nationaler Sicherheitsberater Zachi Hanegbi im Interview mit der Bild und anderen Axel-Springer-Medien. Damals habe sich Israel auf Bitten der USA und anderer Verbündeter bei der Antwort auf die Aggression zurückgehalten. "Das ist jetzt eine neue Situation. Man kann sich einmal zurückhalten, nicht zweimal", sagte er.
"Israel anzugreifen ist etwas, wofür sie einen sehr schmerzhaften Preis zahlen werden. Hoffentlich tun sie es nicht. Es wäre ein Fehler. Israel ist sehr stark", sagte Hanegbi. Ähnlich hatte sich in den vergangenen Tagen auch Netanyahu geäußert. Er glaube nicht, dass die Region vor einem Krieg stehe, sagte Hanegbi. Der Iran wolle keinen umfassenden Krieg.