Drohungen von Iran und Hisbollah Israel bereitet sich auf Gegenschlag vor
Nach der Tötung des Hamas-Auslandschefs Hanija stellen sich die Kommunen in Israel auf einen Gegenschlag ein. Große Sorge herrscht bei den Familien der Geiseln. Auch eine Äußerung von US-Präsident Biden erregt Aufsehen.
Israels wichtigster Verbündeter bereitet sich darauf vor, zusätzliche Kampfflugzeuge in die Region zu entsenden. Wie die New York Times unter Berufung auf amerikanische Regierungskreise berichtet, treffen die US-Streitkräfte im Nahen Osten die "notwendigen Maßnahmen", um die Einsatzbereitschaft zu erhöhen sowie die eigenen Truppen und die der Verbündeten gegen jede Bedrohung vom Iran und dessen Ablegern zu schützen.
US-Präsident Joe Biden hatte Israels Premierminister Benjamin Netanyahu gestern Abend versichert, sich für die Sicherheit Israels gegen alle Bedrohungen aus dem Iran einzusetzen.
Schutzräume müssen in 90 Sekunden erreichbar sein
Neben den militärischen Vorbereitungen auf mögliche Vergeltungsangriffe gegen Israel treffen Städte und Kommunen im Land Vorkehrungen für den Zivilschutz. Die Stadtverwaltung von Jerusalem etwa empfahl den Bewohnern, ihre Schutzräume für den Fall eines Angriffs vorzubereiten. Auch wurden Listen für Schutzräume und öffentliche Bombenschutzräume verteilt. Innerhalb von 90 Sekunden müssten die Einwohner in der Lage sein, die Schutzräume zu erreichen.
Auf dem Gelände der Al-Aksa-Moschee in Jerusalem beteten Tausende Gläubige während des Freitagsgebets für den getöteten Hamas-Politbürochef Ismail Hanija. Die türkische Botschaft in Israel setzte als Reaktion auf die Tötung Hanijas in Tel Aviv ihre Flagge auf Halbmast. Daraufhin berief Israels Außenminister Israel Katz den stellvertretenden türkischen Botschafter ein, um eine Rüge auszusprechen.
Im besetzten Westjordanland nahmen in Städten wie Ramallah, Hebron und Nablus zahlreiche Palästinenser am sogenannten Tag des Zorns teil, zu dem die radikal-islamistische Hamas aufgerufen hatte.
Sorge bei Geiselangehörigen
In Israels Medien erregte die Kritik von US-Präsident Biden an der Tötung Hanijas in Teheran erhebliches Aufsehen. Biden hatte bei der Rückkehr der US-Gefangenen aus Russland auf dem Luftwaffenstützpunkt Andrews in Maryland gesagt, für die Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gazastreifen sei die Tötung des Hamas-Politbürochefs nicht hilfreich gewesen.
Eine Einschätzung, die von vielen Angehörigen der Geiseln geteilt wird. "Ich bin sogar noch besorgter über die Tatsache, dass wir diesen Deal so schnell wie möglich abschließen müssen, um alle Geiseln nach Hause zu bringen", sagte Goren Udi vom Unterstützerkreis - "bevor etwas anderes passiert, das einen Krieg zwischen uns und der Hisbollah oder einen größeren Krieg in der Region auslöst."
In israelischen Sicherheits- und Geheimdienstkreisen sei die Mehrheit der Auffassung - so schreibt der Geheimdienstexperte Ronen Bergman in der Tageszeitung Yedioth Achronth -, dass Israel gut daran täte, "für seine Armee und für seine Bevölkerung den Krieg in Gaza zu beenden und seine Aufmerksamkeit nicht auf den 'totalen Sieg', sondern auf einen totalen Geisel-Deal" zu richten.