Geberkonferenz in Brüssel Ein Lichtblick für die Menschen in Syrien?
Mehr als 13 Jahre nach Beginn des syrischen Bürgerkriegs fehlt den Menschen im Land jegliche Perspektive. Auch der UN-Hilfsplan ist bislang kaum gedeckt. Die Hoffnung liegt nun auf der Geberkonferenz in Brüssel.
Kinder spielen auf einem staubigen Weg zwischen improvisierten Zelten im Nordwesten Syriens. Plastikzeltplanen flattern im Wind, Frauen waschen auf dem Boden in Schüsseln, Wäsche trocknet an Leinen zwischen den Notunterkünften: Bilder der Nachrichtenagentur AP zeigen die bittere Armut der syrischen Binnenflüchtlinge. Auch mehr als 13 Jahre nach Beginn des syrischen Bürgerkriegs haben die Menschen in der Provinz Idlib immer noch keine Perspektive.
"Als wir noch zu Hause waren, hatten wir Ackerland und konnten ernten und unsere Produkte verkaufen", erzählt Syrerin Rudaina al-Salim. Auch sie lebt im Zelt in einem Flüchtlingslager. "Aber jetzt sind wir seit zehn Jahren auf der Flucht und hier gibt es nichts. Alles ist so teuer." Zuerst hätten sie noch Organisationen unterstützt und Trinkwasser gebracht, aber jetzt komme keine Hilfe mehr.
Wie Rudaina al-Salim geht es vielen Syrerinnen und Syrern: Mehr als 15 Millionen Menschen im Land sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Das ist ein Großteil der syrischen Bevölkerung. Doch der internationale Hilfsplan der Vereinten Nationen ist in diesem Jahr Berichten zufolge bislang nur zu sechs Prozent finanziert. Andere Kriege wie in Gaza, der Ukraine und im Sudan lassen die Situation in Syrien in den Hintergrund treten.
Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen
Im besonders betroffenen Nordwesten Syriens bedeute das akute Not, erklärt David Carden, humanitärer UN-Koordinator für Syrien. "160 Gesundheitseinrichtungen müssen Ende Juni schließen, wenn wir keine Mittel bekommen. 3,6 Millionen Menschen hier wissen nicht, wo sie sicher Nahrung finden sollen." Sie könnten aber nur 600.000 Menschen unterstützen. "Das sind die, denen es am schlechtesten geht. Die würden sonst verhungern."
Syrien ist nach Jahren des Bürgerkriegs zerstückelt: Im Nordwesten regieren teilweise islamistische Aufständische, im Norden die Kurden und teilweise die Türkei. Der IS ist mit Schläferzellen immer noch im Osten aktiv. Die USA haben Truppen im Nordosten stationiert. Den Rest des Landes kontrolliert weitestgehend Diktator Bashar al-Assad mithilfe seiner Verbündeten Russland und Iran sowie der libanesischen Hisbollah. Von einem sicheren Syrien kann immer noch keine Rede sein.
Die Folge der Gewalt: Etwa 14 Millionen Menschen mussten ihr Zuhause verlassen und wurden zu Vertriebenen. Das ist mehr als die Hälfte der syrischen Bevölkerung. Auch das verheerende Erdbeben in der Türkei und in Syrien im vergangenen Jahr traf ausgerechnet die sowieso schon armen Menschen im Nordwesten Syriens besonders hart.
Wunsch nach Unterstützung von längerfristigen Projekten
Durch die reduzierten internationalen Hilfsgelder sei es kaum möglich, nachhaltige Entwicklungsprojekte aufzubauen, bedauert Landwirt Khaled Mustafa, der für eine Bauernorganisation in der Provinz Idlib arbeitet, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AP. "Die Unterstützung ist drastisch gesunken, deshalb können wir viele Ackerflächen nicht mehr bewirtschaften. Sie liegen brach." Auch Bewässerungsanlagen funktionierten nicht mehr. "Wir würden uns wünschen, dass die Hilfe nachhaltiger wäre und langfristige Projekte unterstützt werden könnten, wie Gewächshausprojekte im Sommer und Winter."
Eine Bitte um Hilfe zur Selbsthilfe. Doch von wirtschaftlicher Unabhängigkeit sind die Menschen in Syrien noch weit entfernt. Auf vier Milliarden US-Dollar hoffen die UN nun bei der Geberkonferenz in Brüssel, um die Menschen in Syrien nicht völlig im Stich zu lassen.