Krieg gegen die Ukraine Ex-Wagner-Funktionär soll Kampfeinheiten aufbauen
Seit dem Tod ihres Chefs Prigoschin war die Zukunft der Wagner-Truppe ungewiss. Zuletzt wurden aber wohl wieder Kämpfer in der Ukraine gesehen. Nun beauftragte der Kreml einen Ex-Wagner-Kommandeur mit dem Aufbau von neuen Einheiten.
Nach dem Tod von Söldnerchef Jewgeni Prigoschin bei einem Flugzeugabsturz hat der russische Staatschef Wladimir Putin einen der ranghöchsten früheren Kommandeure der Wagner-Söldner mit dem Aufbau von Kampfeinheiten zum Einsatz in der Ukraine beauftragt.
Putin habe Andrej Troschew bei einem Treffen im Verteidigungsministerium darum gebeten, "die Bildung von Freiwilligeneinheiten zu beaufsichtigen, die verschiedene Aufgaben übernehmen können, in erster Linie natürlich in der Zone der militärischen Spezialoperation" in der Ukraine, teilte der Kreml mit. So bezeichnet Russland den Krieg gegen die Ukraine.
Das von der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Sputnik veröffentlichte Bild zeigt Junus-Bek Jewkurow (m) und Andrej Troschew (r) bei einem Treffen mit Russlands Präsident Putin (l).
Wagner-Kämpfer offenbar bereits wieder in der Ukraine
Bei dem Treffen Putins mit Troschew am Donnerstagabend war auch der stellvertretende russische Verteidigungsminister Junus-Bek Jewkurow dabei, ein Zeichen, das die Wagner-Söldner nun unter Führung des Verteidigungsministeriums dienen dürften. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow bestätigte, dass Troschew jetzt für das Verteidigungsministerium arbeite. Fragen nach einer möglichen Rückkehr der Wagner-Söldner in die Ukraine verwies er an die Militärführung.
Die Ankündigung legte nahe, dass Putin auch nach Prigoschins Tod die Kämpfer der Wagner-Truppe im Angriffskrieg gegen die Ukraine einsetzen will. Seit der verlustreichen Eroberung der ukrainischen Stadt Bachmut im Frühsommer spielten die Wagner-Söldner keine größere Rolle mehr bei den Gefechten, zumindest größere Teile ihrer schweren Militärausrüstung wurde an die Armee übergeben.
Nach ihrem kurzlebigen Aufstand im Juni wurden viele Kämpfer nach Belarus geschickt. Nach Angaben aus Kiew und London werden die Kämpfer der Truppe jedoch bereits wieder in der Ostukraine eingesetzt. Der britische Geheimdienst vermutete, dass diese erneut in Bachmut stationiert seien.
Troschew schon zuvor als Wagner-Chef im Gespräch
Putin hatte den Söldnern schon wenige Tage nach ihrer Meuterei angeboten, sich in die Armee zu integrieren. Zudem habe er vorgeschlagen, dass Troschew Prigoschin als Söldner-Chef ablösen solle, berichtete die russische Zeitung "Kommersant". Prigoschin hatte das allerdings abgelehnt.
Troschew habe die nötige Erfahrung, um die ihm anvertraute Aufgabe zu erfüllen, erklärte Putin nun. Der frühere Offizier - mit dem Spitznamen "Sedoi", was etwa "der Grauhaarige" bedeutet - gilt als einer der Gründer der Gruppe Wagner und steht wegen seiner Rolle als Söldnerführer in Syrien auf einer Sanktionsliste der Europäischen Union.
Kreml: Keine Mobilmachung mehr für Ukraine
Zugleich kündigte der russische Generalstab an, dass angeblich keine weitere Mobilmachung für den Krieg in der Ukraine geplant sei. Es gebe ausreichend Freiwillige, die einen Kriegsdienst ableisteten und in der Ukraine die "entsprechenden Aufgaben erfüllen", betonte der beim Generalstab für die Einberufung zuständige Konteradmiral Wladimir Zimljanski. Ab dem 1. Oktober wolle Russland zwar erneut mehr als 100.000 Wehrpflichtige einziehen. Die Soldaten würden regulär zum zwölfmonatigen Grundwehrdienst einberufen, aber nicht im Kriegsgebiet in der Ukraine eingesetzt, hieß es.
Nach Prigoschins kurzer Meuterei im Juni und seinem Tod bei einem Flugzeugabsturz zwei Monate später war die Zukunft der Wagner-Söldner unklar. Am 23. August war der Wagner-Chef beim Absturz seines Privatflugzeugs ums Leben gekommen.
Die Wagner-Gruppe war nicht nur eine wichtige Stütze der russischen Armee in der Ukraine. Sie sind auch seit Jahren in afrikanischen Staaten und in Syrien aktiv - und die russische Regierung übt über sie Einfluss aus.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.