Chef der Wagner-Gruppe Prigoschin zurück in Russland?
Bislang wurde der Wagner-Chef Prigoschin nach dem Aufstand seiner Kämpfer in Belarus vermutet - im Exil, wie mit dem Kreml vereinbart. Doch laut dem belarusischen Machthaber Lukaschenko ist Prigoschin nach Russland zurückgekehrt.
Es war eine der Bedingungen, die der Kreml nach dem Ende des Wagner-Aufstands vor rund anderthalb Wochen an den Chef der Söldner-Truppe stellte: Jewgeni Prigoschin sollte Russland verlassen und sich ins Exil begeben. Das tat er und ging nach Belarus. Doch nun soll er auf russisches Staatsgebiet zurückgekehrt sein.
Das zumindest gab der belarusische Präsident Alexander Lukaschenko überraschend bekannt. "Was Prigoschin betrifft, so ist er in Sankt Petersburg. Er ist nicht in Belarus", zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Belta den Staatschef. Auch die Kämpfer der Wagner-Gruppe hielten sich derzeit nicht in Belarus auf, auch wenn sein Land nach wie vor bereit sei, "eine gewisse Zahl" der Söldner bei sich aufzunehmen, hieß es von Lukaschenko demnach weiter.
Keine Bestätigung durch Prigoschin oder Russland
Sollten die Aussagen Lukaschenkos stimmen, wäre der Wagner-Chef in seine Heimatstadt zurückgekehrt. In Sankt Petersburg hat er seinen Wohnsitz, gleichzeitig befindet sich dort die Zentrale seines Firmenimperiums "Concord". Bislang gibt es für Lukaschenkos Aussage aber keine Bestätigung durch Prigoschin selbst.
Der Kreml ist nach eigenen Angaben nicht über den Aufenthaltsort von Prigoschin unterrichtet. "Nein, wir verfolgen die Standortwechsel Jewgeni Prigoschins nicht, dafür fehlen uns die Möglichkeiten und der Wille", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow laut der Nachrichtenagentur Interfax. Die Bedingung für eine Amnestie, nämlich dass Prigoschin nach Belarus ausreisen müsse, sei weiter in Kraft, bestätigte Peskow.
Prigoschin bestreitet angestrebten Machtwechsel
Zuletzt hatte sich Prigoschin am 27. Juni per Sprachnachricht, die über Telegram verbreitet wurde, an die Öffentlichkeit gewandt. Er bestritt, dass der Wagner-Aufstand einen Machtwechsel in Moskau zum Ziel gehabt habe. Er sei nur ein Zeichen des Protests gewesen.
Gleichzeitig hob der Söldner-Chef die Rolle Lukaschenkos hervor, dessen Vermittlungen zum Ende des Aufstands beigetragen hatten. Am selben Tag, an dem die bislang letzte öffentliche Nachricht Prigoschins ins Netz gestellt wurde, gab der belarusische Machthaber bekannt, der Wagner-Chef sei in seinem Land angekommen.
Kreml hatte Wagner-Kämpfern Straffreiheit zugesichert
Prigoschin und seine Wagner-Kämpfer waren am 24. Juni über die Grenze zur Ukraine nach Russland einmarschiert. Im südrussischen Rostow am Don übernahm die Truppe das dortige Hauptquartier der russischen Armee. Nach rund 24 Stunden Aufstand vollzog Prigoschin überraschend eine Wende und beorderte seine Söldner zurück in ihre Lager.
Der russische Präsident Wladimir Putin hatte dem Wagner-Chef und seinen Kämpfern im Gegenzug Straffreiheit und die Möglichkeit zugesichert, sich ins Exil zu begeben.
Fernsehen veröffentlicht Bilder von Hausdurchsuchung
Offiziell stellte der russische Inlandsgeheimdienst FSB seine Ermittlungen gegen Prigoschin bereits drei Tage nach Ende des Aufstands ein - auch wenn Medien nur einen Tag zuvor das Gegenteil berichtet hatten. Der Druck auf den Wagner-Chef hält jedoch an: Mehrere seiner Unternehmen wurden geschlossen.
Nun veröffentlichten mehrere staatliche und private russische Fernsehsender Bilder der Durchsuchung von Prigoschins Haus in Sankt Petersburg. Die Hausdurchsuchung hatte während des Wagner-Aufstandes stattgefunden. Den Bildern zufolge wurden dabei Bargeld in Dollar- und Rubelwährung gefunden sowie Goldbarren, zahlreiche Waffen, aber auch mehrere Pässe mit unterschiedlichen Namen und ein Schrank voller Perücken.