Asienreise von Franziskus Hunderttausende bei Papst-Messe in Osttimor
Etwa 600.000 Gläubige haben die Messe von Papst Franziskus in Osttimor besucht - fast die Hälfte der Bevölkerung des kleinen Landes. Der Besuch des katholischen Kirchenoberhauptes hatte im Vorfeld auch Kritik hervorgerufen.
Einen Tag nach seiner Ankunft auf dem südostasiatischen Inselstaat Osttimor hat Papst Franziskus in der Hauptstadt Dili eine Messe vor Hunderttausenden Gläubigen gehalten. Angaben des Vatikans zufolge kamen etwa 600.000 Besucherinnen und Besucher - was fast der Hälfte der Bevölkerung des Landes entsprechen würde.
Etwa 1,3 Millionen Menschen leben in Osttimor, die Mehrheit von ihnen gehört dem katholischen Glauben an. Das erst seit 2002 von Indonesien unabhängige Land gehört zusammen mit den Philippinen zu den beiden einzigen Staaten in Südostasien mit einer mehrheitlich christlichen Bevölkerung. In Relation zur Bevölkerungszahl dürften damit kaum jemals mehr Menschen an einer päpstlichen Messe teilgenommen haben. Auch wenn einige der Teilnehmenden aus dem nach wie vor zu Indonesien zählenden Westtimor angereist waren.
Im Vorfeld hatte der Vatikan sogar mit noch mehr Besucherinnen und Besuchern gerechnet und hatte die zu erwartende Zahl an Teilnehmenden auf bis zu 750.000 geschätzt. Obwohl sich nur 300.000 Menschen offiziell für den Besuch der Messe angemeldet hatten.
In Dili jubelten Hunderttausende Menschen dem Papst zu.
Franziskus stellt Bedeutung der Jugend in den Fokus
Der Papst hielt seine Predigt auf einem großen Feld, wenige Kilometer vor der Hauptstadt Dili. Darin hob er die Bedeutung der jungen Generation für die Gesellschaft hervor. "Ihr seid ein junges Land, in dem man in jeder Ecke das Leben pulsieren und aufblühen sieht", sagte Franziskus. Eine junge Bevölkerung sei ein großes Geschenk. "So viel Jugend und so viele Kinder erneuern nämlich beständig die Frische, die Energie, die Freude und den Enthusiasmus eures Volkes", hieß es in der Predigt weiter.
An der Messe nahm auch der Präsident Osttimors, José Ramos-Horta, teil, der 1996 zusammen mit Bischof Carlos Filipe Ximenes Belo den Friedensnobelpreis erhalten hatte. Gegen Bischof Belo waren später Vorwürfe der sexualisierten Gewalt gegen Kinder laut geworden. Er war vom Vatikan gemaßregelt worden und tritt kaum noch in der Öffentlichkeit auf.
In seiner Predigt ging Franziskus auf das Thema der sexualisierten Gewalt nicht ein. Jedoch hatte er zuvor in einer Rede vor Regierungsvertretern und Diplomaten zu dem Thema Stellung bezogen und dazu aufgerufen, Kindesmissbrauch entschieden entgegenzutreten. "Wir sind alle aufgerufen, alles zu tun, um jede Art von Missbrauch zu verhindern", sagte der Papst.
Papst-Besuch von Kritik überschattet
Der Pontifex war am Montag in Osttimor eingetroffen - der dritten Etappe seiner insgesamt zwölftägigen Asienreise. Wegen seines Aufenthalts blieben alle staatlichen Einrichtungen drei Tage lang geschlossen - auch Schulen. Zudem waren praktisch alle Geschäfte zu.
Der Besuch des Papstes wird jedoch auch von Kritik begleitet. Zum einen, weil der Staat für die Messe auf dem offenem Gelände mehrere Hektar Land beschlagnahmt hatte. Nach Angaben von Nichtregierungsorganisationen wurden mehr als 180 Familien umgesiedelt.
Zum anderen werden die mit dem Papst-Besuch verbundenen Kosten kritisiert. Osttimor zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Für den Aufenthalt des katholischen Kirchenoberhauptes soll die Regierung umgerechnet mehr als zehn Millionen Euro ausgegeben haben. Allein der Altar für die Messe kostete rund eine Million.
Von Osttimor aus soll Franziskus noch nach Singapur weiterreisen, am Freitag endet seine Asienreise. Ursprünglich war diese bereits 2020 geplant, musste aber wegen der Corona-Pandemie verschoben werden. Es ist damit die bislang längste Reise des Papstes ins Ausland. Im Vorfeld bestand die Sorge, die Reise könnte für den zuletzt immer wieder gesundheitlich angeschlagene 87-Jährigen zu anstrengend werden.