Khan-Anhänger protestieren in Pakistan Mehrere Tote bei Ausschreitungen in Islamabad
In Pakistans Hauptstadt Islamabad eskaliert die Gewalt zwischen Anhängern des inhaftierten Ex-Premiers Imran Khan und der Polizei. Bei schweren Zusammenstößen starben sechs Menschen. Derweil gehen die Proteste weiter.
Am frühen Morgen auf den Straßen von Pakistans Hauptstadt Islamabad: Die Luft ist voller Nebel von Tränengas, wie Videoaufnahmen zeigen. Polizisten tragen Gasmasken, schießen immer wieder Schrotkugeln in die Richtung der Demonstranten. Einige tragen Schlagstöcke.
In der Nacht war es Demonstranten gelungen eine Absperrung aus Schiffscontainern zu durchbrechen. Damit hatte die Polizei versucht, die Zufahrtsstraßen in die Hauptstadt abzuriegeln. Kurz nach Mitternacht warnte Pakistans Innenminister Mohsin Naqvi die Demonstranten davor, dass die Polizisten scharf schießen würden.
"Es ist einfach für uns, eine Kugel mit einer Kugel zu beantworten. Wenn die Polizisten das Feuer eröffnen, wird es nach fünf Minuten keine Demonstranten mehr geben", sagte Naqvi. "Aber wir halten uns noch zurück, denn sie könnten ihr Leben verlieren. Es sind unsere Leute, pakistanische Leute. Aber es gibt eine rote Linie. Wir müssen auch unsere Sicherheitskräfte schützen." Nach Angaben des Innenministeriums sind bisher sechs Sicherheitskräfte ums Leben gekommen.
Demonstranten wollen Khan befreien
Außerdem drohte der Innenminister: Jeder, der an den Protesten teilnehme, werde festgenommen. Laut offiziellen Angaben sind inzwischen Hunderte Demonstranten verhaftet worden.
Doch das schreckte die Anhänger von Imran Khan und seiner Oppositionspartei, der PTI, nicht ab. Tausende waren auf den großen Zufahrtsstraßen Richtung Islamabad marschiert. Ein junger Mann schilderte der Nachrichtenagentur AP, was er erlebte: "Die Polizei setzt Tränengas gegen uns ein, aber wir haben nicht aufgehört. Imran Khan hat uns aufgerufen, auf die Straße zu gehen. Er ist der einzige, der das Land retten kann, und wir werden nicht zurückgehen bis er frei ist. Und so Gott will, werden wir ihn befreien."
Khan sitzt seit über einem Jahr im Gefängnis
In den vergangenen Monaten hatte die Regierung bereits mehrfach versucht, diese Demonstrationen zu unterbinden. Auch Imran Khans Frau Bushra Bibi meldete sich zu Wort. Während der Fahrt in einem Auto nahm sie ein Video auf: "Die Öffentlichkeit ist dem Aufruf von Imran Khan gefolgt und auf die Straße gegangen. Seine Anhänger haben alle Blockaden beseitigt und Islamabad erreicht. Diejenigen, die immer noch nicht rausgekommen sind, sollten nach Islamabad kommen, denn es geht um die Zukunft ihres Landes."
Imran Khan: Der Ex-Premier sitzt seit einem Jahr im Gefängnis
Sie selbst war erst vor einem Monat gegen Kaution aus der Haft entlassen worden. Den Eheleuten wird vorgeworfen, gegen muslimische Ehegesetze verstoßen zu haben.
Imran Khan sitzt seit mehr als einem Jahr im Gefängnis - nach einem Schuldspruch wegen Korruption. Gegen den 72-Jährigen laufen mehr als 150 Strafverfahren. Seine Partei behauptet, die Fälle seien politisch motiviert. Vor zwei Jahren hatte Khan als Premierminister ein Misstrauensvotum verloren und musste zurücktreten.