Hitze in Südasien Wenn Vögel dehydriert vom Himmel fallen
Schon seit Wochen leiden Teile Indiens und Pakistans unter einer beispiellosen Hitzewelle. Experten warnen, dass Tausende Menschen sterben werden. Im Nordosten Indiens regnet es dagegen schier pausenlos.
Seit Wochen wird hier ein Rekord nach dem anderen gebrochen: der heißeste Monat seit Aufzeichnung der Wetterdaten, fast 50 Grad in der Mega-Metropole Neu-Delhi, die fünfte Hitzewelle seit März. Seit Wochen sinken die Temperaturen an vielen Orten nicht mehr unter 40 Grad. Viele Flüsse und Seen trocknen aus. In vielen Gegenden, auch in den großen Städten Indiens, sind Menschen ohnehin schon darauf angewiesen, dass Wasser mit Lkw geliefert wird, weil es keine Leitungen gibt.
Aber selbst diese Lieferungen blieben nun aus, sagt Vikas in einem Interview mit der Agentur Reuters. Er lebt in der zentralindischen Stadt Bhopal. Seit sechs Tagen hätten sie schon kein Wasser mehr bekommen, berichtet er. "Davor auch nur wenig, und es war dreckig, das konnten wir nicht trinken." Alle hätten dieses Problem, sie könnten sich nicht einmal mehr waschen. "Zum Glück haben wir noch diese Handpumpe hier, sonst wären wir wirklich verloren."
"Tiere finden nirgendwo mehr Wasser"
Auch in südwestpakistanischen Dörfern gibt es kaum noch Wasser. Bis die Regenzeit beginnt, dauert es hier noch einige Wochen. Die Bauern haben bereits Ernten verloren. Zitronen trocknen aus, die Mangos sind zu klein, Chilis wachsen nicht mehr nach.
"Das schlimmste aber ist", sagt der Bauer Mewaram, "es gibt einfach kein Wasser. Unsere Vögel und Tiere leiden auch darunter, weil sie nirgendwo mehr Wasser finden." Jeden Tag fielen derzeit Dutzende Vögel vom Himmel, berichten lokale Medien. Die Tiere seien völlig dehydriert.
Cholera ausgebrochen
Klima-Experten warnen aber auch davor, dass die Hitzewellen Tausende Menschen töten werden. Seit 1980, so zeigen es Daten der indischen Regierung, hat die Sterblichkeit durch Hitze um mehr als 60 Prozent zugenommen. In Pakistan ist nun an einigen Orten die Cholera ausgebrochen, weil die Menschen kein sauberes Wasser mehr zum Trinken haben.
Anhaltende Regenfälle, gefolgt von Sturzfluten, haben im nordöstlichen indischen Bundesstaat Assam verheerende Schäden angerichtet.
Indien: Im Nordosten sterben Menschen in Fluten
Ganz anders sieht es im Nordosten Indiens aus. Hier können sich die Menschen vor dem Wasser kaum noch retten. Im Bundesstaat Assam flohen schon mehr als eine halbe Million Menschen von zu Hause, weil Land unter ist. "Das Wasser steigt stündlich", berichtet der Anwohner Shaffiquddin. "Viele Leute sind in andere Orte geflohen, aber sie erhalten keine Hilfe."
Es regnet so stark weiter und die Flüsse breiten sich weiter aus, dass es schwierig ist für die Rettungsteams vom Nationalen Katastrophenmanagement, überhaupt durchzukommen. "Die Situation hier ist sehr kritisch. Auch hier ist noch keine Hilfe angekommen. Wir versuchen es schon selbst, mit Fischerbooten, die Leute zu retten", berichtet ein lokaler Polizeiinspektor in Assam.
Weil Gleise weggespült wurden und Straßen überflutet sind, kommen an einige Orte im Nordosten des Landes nun kaum noch Lebensmittel an. Viele Dörfer liegen unter Wasser, mehrere Menschen sind in den Fluten bereits ums Leben gekommen.