Krieg in Nahost Israel-Einsatz im Westjordanland - mehrere Tote
Israels Armee hat einen größeren Einsatz im Westjordanland gestartet. Schwerpunkte sollen Dschenin und Tulkarem sein, die als Hochburgen militanter Palästinenser gelten. Nach palästinensischen Angaben wurden zehn Menschen getötet.
Israels Armee hat in der Nacht eine größere Operation im besetzten Westjordanland begonnen. Nach Angaben des Militärs laufen Anti-Terror-Einsätze in den nördlichen Städten Dschenin und Tulkarem, die als Hochburgen militanter Palästinenser gelten. Laut der Zeitung Times of Israel sind die Streitkräfte auch in einem Flüchtlingslager nahe Tubas aktiv.
Laut dem Gesundheitsministerium im Westjordanland kamen fünf Menschen in dem Flüchtlingslager ums Leben sowie zwei in Dschenin. Drei weitere wurden nach Angaben des palästinensischen Rettungsdienstes Roter Halbmond bei einem Drohnenangriff auf ihr Fahrzeug südlich von Dschenin getötet.
Medienberichten zufolge setzte die Armee neben zahlreichen Infanteristen auch Drohnen und Scharfschützen ein, zerstörte Infrastruktur mit Bulldozern und sperrte sämtliche Zufahrtswege nach Dschenin.
Laut der israelischen Nachrichtenseite ynet sollen gesuchte Personen in Flüchtlingsvierteln in Dschenin und Tulkarem festgenommen werden.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Dschenin soll abgeriegelt sein
Die Agentur Wafa meldete, eine große Anzahl an Militärfahrzeugen sei nach Dschenin reingefahren. Dem arabischen TV-Sender "Al-Dschasira" zufolge wurde die Stadt komplett abgeriegelt.
Israelischen und palästinensischen Medien zufolge umstellten die Einsatzkräfte auch Krankenhäuser in beiden Städten und blockierten Krankenwagen. Die Armee kontrolliere den Zutritt zu den Klinikgebäuden, um zu verhindern, dass sich Militante dort verschanzen, meldete ynet.
Auch der Gouverneur von Dschenin, Kamal Abu al-Rub, sagte im palästinensischen Radio, dass israelische Streitkräfte die Stadt umzingelt hätten und die Aus- und Einfahrtswege sowie den Zugang zu Krankenhäusern blockierten.
"Mit aller Macht gegen "islamistisch-iranisches Terrornetzwerk"
Israels Außenminister Israel Katz schrieb auf X: "Die israelische Armee geht seit heute Nacht mit aller Macht in den Flüchtlingslagern von Dschenin und Tulkarem gegen ein islamistisch-iranisches Terrornetzwerk vor." Der Iran arbeite daran, ähnlich wie im Gazastreifen und dem Libanon "durch die Finanzierung und Aufrüstung von Terroristen sowie Schmuggel fortschrittlicher Waffen über Jordanien eine östliche Terrorfront gegen Israel in Judäa und Samaria (Westjordanland) aufzubauen".
Die Operation könnte nach Informationen der Times of Israel noch länger dauern. Der Anti-Terror-Einsatz sei Quellen in der Armee zufolge auf mehrere Tage angelegt, berichtete die israelische Zeitung am Morgen.
Vermehrt Spannungen im Westjordanland
Im von Israel besetzten Westjordanland hat sich die Lage seit dem Beginn des Krieges zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen deutlich verschärft.
Unterdessen gehen die Kämpfe im Gazastreifen ebenso weiter wie die Bemühungen um eine Waffenruhe und Freilassung der verbliebenen Geiseln. Israelischen Medienberichten zufolge ist geplant, dass eine israelische Delegation zu weiteren Gesprächen über ein Abkommen mit der Hamas nach Doha reist. Die indirekten Verhandlungen, bei denen Katar sowie Ägypten und die USA zwischen den Konfliktparteien vermitteln, treten seit Monaten auf der Stelle.