Palästinenser inspizieren zerstörte Zelte und Unterkünfte nach einem israelischen Luftangriff.

Brand in Zeltlager in Rafah Löste ein Waffenlager das Feuer aus?

Stand: 28.05.2024 19:33 Uhr

Israel hat erste Untersuchungsergebnisse zu dem verheerenden Brand in Rafah vorgelegt. Die israelischen Geschosse hätten ihn demnach nicht auslösen können. Ein Armeesprecher vermutet, dass die Hamas dort Waffen lagerte.

Die verheerenden Brände im einem Zeltlager in Rafah am Sonntagabend sind nach Darstellung der israelischen Armee möglicherweise durch die Explosion gelagerter Waffen ausgelöst worden. Militärsprecher Daniel Hagari sagte, die Luftwaffe habe bei einem Angriff auf ranghohe Hamas-Mitglieder zwei kleine, jeweils 17 Kilogramm schwere, Geschosse eingesetzt. Hagari sagte: "Unsere Geschosse allein können kein Feuer dieser Größe ausgelöst haben." Seiner Ansicht nach müsse etwas anderes zusätzlich explodiert sein.

Mögliches Waffenlager in der Nähe der Zeltstadt

Man gehe von einer sekundären Explosion aus. Die Armee untersuche auch, ob Waffen in der Nähe des Angriffsorts gelagert und dabei in Brand geraten seien. Bei dem Angriff wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mindestens 45 Menschen getötet. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen schreibt auf X von 28 Toten.

Israel wird vorgeworfen, eine ausgewiesene Schutzzone angegriffen zu haben. Der israelische Armeesprecher Hagari bestritt dies: "Der Vorfall ereignete sich in Tal al-Sultan in einem Gebiet, das mehr als einen Kilometer von der humanitären, sicheren Zone entfernt ist." Die Armee habe das Gebiet vor dem Angriff gefilmt, um sicherzustellen, dass keine Zivilisten in der Nähe seien. Es sei dann eine Hamas-Anlage angegriffen worden. Danach sei jedoch ein Feuer in einer nahe gelegenen Anlage ausgebrochen.

"Verheerender Vorfall"

Hagari sprach von einem "verheerenden Vorfall". Die Untersuchungen liefen noch, es handele sich um erste Erkenntnisse. "Der Brand war unerwartet und unbeabsichtigt, wir haben vor dem Angriff einige Schritte unternommen, um zivile Opfer zu vermeiden. Die Untersuchung solle laut Hagari dazu beitragen, solche Vorfälle so weit wie möglich zu minimieren.

Die beiden getöteten Hamas-Mitglieder seien 2011 im Rahmen eines Austausches mit der Hamas freigekommen. Sie seien für den Tod vieler Israelis verantwortlich.  Ziel des Einsatzes in Rafah sei es, die verbliebenen Bataillone der Hamas zu zerstören. "Es werden auch Geiseln in diesem Gebiet in Rafah festgehalten, in schrecklichen Umständen." Die Armee sprach zudem von "sehr präzisen Einsätzen in Rafah gegen Hamas-Terrorziele". Es seien viele Schmugglertunnel an der Grenze zu Ägypten, Waffen und Raketen-Abschussrampen gefunden worden, hieß es. Die meisten Zivilisten hätten Rafah nach den Aufrufen der israelischen Armee verlassen und sich in das Al-Mawasi-Lager begeben.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Julio Segador, ARD Tel Aviv, tagesschau, 28.05.2024 17:14 Uhr