Israel Neue Proteste gegen Netanyahu
Zehntausende Menschen haben in Israel erneut gegen Regierungschef Netanyahu demonstriert. Sie fordern Neuwahlen - denn sie glauben nicht an eine militärische Befreiung der Geiseln im Gazastreifen. Wegen eines Leistenbruchs musste der Premier operiert werden.
In Israel halten die Proteste gegen Premierminister Benjamin Netanyahu an. Vor dem Parlament in Jerusalem forderten Zehntausende Demonstranten Neuwahlen und ein rasches Abkommen zur Freilassung der Geiseln in der Gewalt der islamistischen Terrororganisation Hamas. Die israelischen Nachrichten N12 News berichteten von der größten Demonstration seit Kriegsbeginn. Schon am Samstagabend hatten Tausende in Tel Aviv demonstriert. Die geplanten Großdemonstrationen sollen vier Tage dauern.
Oppositionsführer Jair Lapid kritisierte Netanyahu scharf. Der Regierungschef zerstöre Israels Beziehungen zu den USA und überlasse die Hamas-Geiseln ihrem Schicksal, sagte er. "Alles für die Politik, nichts für das Land."
Keine Einigung mit der Hamas
Netanyahu wies die Kritik an seiner Verhandlungsführung und die Forderungen nach einer Neuwahl entschieden zurück. "Die Rufe nach einer Wahl jetzt, auf dem Höhepunkt des Krieges, einen Moment vor dem Sieg, werden Israel für mindestens ein halbes Jahr lähmen, meiner Einschätzung nach sogar acht Monate", sagte er bei einer Pressekonferenz.
Eine Neuwahl würde außerdem die Verhandlungen über eine Freilassung weiterer Geiseln im Gegenzug für eine Feuerpause im Gaza-Krieg sowie die Freilassung palästinensischer Häftlinge lähmen, so Netanyahu. Dies würde "ein Ende des Krieges herbeiführen, bevor die Ziele erreicht sind" und damit vor allem der Hamas in die Hände spielen. Netanyahu machte erneut deutlich, dass er an seinem Kurs festhält: "Wir werden in Rafah einmarschieren und alle Hamas-Bataillone dort auslöschen, aus einem einzigen Grund: Ohne das gibt es keinen Sieg. Die Zerstörung der Hamas ist ein wesentliches Ziel dieses Krieges, dazu gehört auch die Rückkehr der Geiseln."
Gespräche für eine Waffenruhe gerieten allerdings derweil ins Stocken. Es gab keine Einigung mit der Hamas. Laut Berichten war eine israelische Delegation heute zu neuen Gesprächen nach Kairo gereist.
Netanyahu wegen Leistenbruch operiert
Wegen eines Leistenbruchs musste sich Netanyahu operieren lassen. Die OP sei erfolgreich verfolgen, Netanyahu erhole sich nun, teilte das Krankenhaus in Jerusalem inzwischen mit. Er wolle rasch zurückkehren, hatte der Regierungschef zuvor angekündigt. Justizminister Jariv Levin, der auch stellvertretender Ministerpräsident ist, wird während seiner Abwesenheit die Amtsgeschäfte übernehmen.
Bei einer Routineuntersuchung am Samstag sei bei dem 74-Jährigen eine Hernie festgestellt worden, so sein Büro. In der Vergangenheit war er öfter wegen gesundheitlicher Probleme im Krankenhaus. Im Sommer vergangenen Jahres wurde ihm ein Herzschrittmacher eingesetzt.