Nach dem Attentat im Iran Trauerfeier für Opfer - Regierung droht mit Vergeltung
Zwei Tage nach den Anschlägen im Iran haben die Menschen bei einer Trauerzeremonie der Opfer gedacht. Obwohl die Terrormiliz IS die Tat für sich reklamiert hat, richtet sich der Zorn auch gegen die USA und Israel.
Zwei Tage nach den Selbstmordanschlägen im Iran haben sich in der Stadt Kerman zahlreiche Menschen zu einer Trauerfeier für die Opfer versammelt. Die Trauernden hatten iranische Flaggen dabei sowie die gelben Fahnen der pro-iranischen Hisbollah im Libanon und Porträts des vor vier Jahren vom US-Militär getöteten iranischen Generals Kassem Soleimani.
Nach Angaben des Innenministers Ahmad Wahidi gab es zudem weitere Festnahmen im Zusammenhang mit der Attacke. Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) hatte den Anschlag am vierten Todestag Soleimanis in dessen Heimatstadt Kerman für sich reklamiert. Es war der tödlichste in der rund 45-jährigen Geschichte der Islamischen Republik.
Irans Führung: "Wir werden Euch finden"
Der Kommandeur der mächtigen Revolutionsgarde, Hussein Salami, brachte bei der Trauerfeier die USA und Israel mit der Tat in Zusammenhang. "Sie können nur als Agenten und Söldner der amerikanischen Politik und des Zionismus handeln", sagte Salami über die vermeintlichen Hintermänner des Anschlags. Salami drohte mit Vergeltung. "Wo immer ihr seid, wir werden euch finden. Ihr könnt der göttlichen Bestrafung nicht entrinnen, indem ihr verschwindet. Auch wenn ihr 1000 Jahre lang lebt, werden wir euch finden."
Auch der iranische Präsident Ebrahim Raisi bettete in seiner Rede an die Trauernden den Anschlag in den geopolitischen Konflikt um sein Land ein. "Der Feind sieht immer die Macht der Islamischen Republik. Die ganze Welt erkennt diese Macht und diese Fähigkeit an", sagte Raisi. "Seid euch gewiss, die Initiative liegt in der Hände unserer mächtigen Truppen. Der Ort und der Zeitpunkt wird von unseren Truppen festgelegt."
Präsident würdigt Terrormiliz Hamas
Raisi würdigte in seiner Ansprache auch die Terrormiliz Hamas, die am 7. Oktober bei einem brutalen Überfall auf Israel 1400 Menschen getötet und 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt hatte.
Begleitet wurden die Reden mit Rufen von Regierungsanhängern wie "Tod Israel" und "Tod Amerika". Die Regierung in Teheran hat den USA und Israel wiederholt vorgeworfen, militante Gruppen bei Anschlägen in der Islamischen Republik zu unterstützen.
Auch ein Dutzend Kinder unter den Opfern
Auch das iranische Staatsfernsehen zog eine Verbindung vom IS zu den USA. Es strahlte eine Äußerung des damaligen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump aus dem Jahr 2016 aus, der Amtsinhaber Barack Obama fälschlich bezichtigte, "Gründer" des IS zu sein. Einige Kritiker werfen Obama vor, mit dem Truppenabzug aus dem Irak 2011 den Aufstieg des IS mit ermöglicht zu haben.
Unterdessen sind weitere Anschlagsopfer ihren Verletzungen erlegen, die Zahl der Todesopfer gaben Staatsmedien mit 89 an. Unter den Toten soll laut übereinstimmenden iranischen Medienberichten auch ein Dutzend Kinder unter 15 Jahren gewesen sein.
IS verachtet die schiitische Mehrheit im Iran
Nach Darstellung der Terrormiliz IS hatten zwei Attentäter während der Gedenkveranstaltungen für Soleimani in Kerman ihre Sprengstoffgürtel gezündet. Der IS betrachtet die im Iran vorherrschende schiitische Bevölkerungsmehrheit als Abtrünnige des Islam und verachtet sie. Die Schia, die kleinere der beiden großen Strömungen im Islam, ist Staatsreligion der Islamischen Republik.
Die Leiterin der auf Propaganda von Extremisten spezialisierten Site Intelligence Group, Rita Katz, hält den Einfluss des IS in der Region jedoch für begrenzt. Der IS habe keinen erkennbaren Anführer und kein zentrales Hauptquartier, schrieb die Expertin in einer Analyse. Ihr zufolge hat die islamistische Organisation folglich "keine Aussichten, in naher Zukunft wieder die Bedeutung zu erlangen, die sie einst im Nahen Osten hatte".