Explosionen im Iran Terrormiliz IS reklamiert Anschlag für sich
Es war der tödlichste Anschlag seit Jahrzehnten: Mehr als 80 Menschen wurden gestern bei Explosionen im Iran getötet. Jetzt bekannte sich die Terrormiliz IS dazu. Demnach haben zwei Attentäter Sprengstoffgürtel gezündet.
Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) hat den Anschlag mit mehr als 80 Toten im Iran für sich reklamiert. Dies geht aus einer Erklärung der sunnitischen Gruppe hervor, die sie über den Kurznachrichtendienst Telegram verbreitete. Zwei Attentäter hätten am Mittwoch anlässlich des vierten Todestags des iranischen Generals Ghassem Soleimani während der Trauerveranstaltungen ihre Sprengstoffgürtel gezündet, hieß es in der Mitteilung.
Auch iranische Ermittler gehen einem staatlichen Medienbericht zufolge von zwei Selbstmordattentätern aus. Die Nachrichtenagentur Irna meldete zuvor unter Berufung auf eine "informierte Quelle", auf Aufnahmen einer Überwachungskamera von der Strecke zur Gedenkveranstaltung sei ein männlicher Attentäter zu sehen, der Sprengsätze zünde. Die zweite Explosion gehe wahrscheinlich auf einen weiteren Bombenattentäter zurück, teilte der Insider mit.
Iran korrigiert Opferzahlen nach unten
Bei dem Anschlag in der Stadt Kerman im Südosten des Landes nahe der Grabstätte Soleimanis wurden bei zwei gewaltigen Explosionen 84 Menschen getötet und 284 verletzt. Es war die tödlichste Attacke in der rund 45-jährigen Geschichte der Islamischen Republik.
Iranische Behördenvertreter hatten die Zahl der Todesopfer von zunächst 105 zweimal nach unten korrigiert. Dschafar Miadfar, Chef des Rettungsdienstes, begründete die Verwirrung um die Opferzahlen mit dem verheerenden Zustand einiger Leichen.
Der Weltsicherheitsrat verurteilte die verheerende Attacke als feigen Terroranschlag. "Die Mitglieder des Sicherheitsrats bekräftigten, dass der Terrorismus in all seinen Formen und Erscheinungsformen eine der schwerwiegendsten Bedrohungen für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit darstellt", teilte das mächtigste UN-Gremium in einer Stellungnahme mit. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden. Zuvor hatten auch die Bundesregierung und die EU den Anschlag als Akt des Terrors verurteilt.
IS betrachtet Schiiten als Abtrünnige
Vor mehr als einem Jahr hatte der IS bereits einen Anschlag auf ein schiitisches Heiligtum in der Kulturmetropole Schiras für sich reklamiert. Bei der Attacke im Oktober 2022 kamen mehr als ein Dutzend Menschen ums Leben. Die Justiz ließ daraufhin zwei Männer mit afghanischer Staatsbürgerschaft öffentlich hinrichten, die der Iran für die Attacke verantwortlich gemacht hatte.
Der IS betrachtet die im Iran vorherrschende schiitische Bevölkerungsmehrheit als Abtrünnige des Islam und verachtet sie. Die Schia, die kleinere der beiden großen Strömungen im Islam, ist Staatsreligion der Islamischen Republik. Ein regionaler Ableger des IS ist im Nachbarland Afghanistan aktiv, wo die Gruppe nahe Pakistan eine "Provinz" namens IS-Chorasan errichten will.